Kleine Gletschertouren am Großen Venediger 1995

(Alpenvereinskarte Venedigergruppe 1:25 000. und AV-Führer Hohe Tauern)

Wir waren zu dritt, ich hatte noch nie mit Seil, Pickel, Steigeisen und Eis zu tun gehabt. Für W., der viel Erfahrung hatte, war es das erste Mal, dass er eine solche Tour, dazu noch mit einem Anfänger, leitete.

1. Tag
Zelten in der Nähe des Matreier Tauernhauses. Warten auf HL. Dann durch das Tal des Tauernbaches, hier alte Sommersiedlung, Aufstieg zur Neuen Prager Hütte. Das Wetter wird schlecht.

2.Tag 

Mieses Wetter, an ein Besteigen des Venedigers nicht zu denken. Ich schlug vor, solange „drumherum“ zu laufen, bis das Wetter den Aufstieg erlaubte. Also über den unteren Keesboden queren zum Venedigerhöhenweg.
Die Fotos geben treffend Wetter und Laune wieder. Vorbei am Löbben Törl zur Badener Hütte.
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3.Tag
Mäßig gutes Wetter. Wir beschließen, über das Frosnitztörl zum Defreggerhaus zu gehen, der erste richtige Gletschertag. 

Mittagspause am Frösnitztörl. Wir sind etwas überausgerüstet, W. ist sehr vorsichtig.

Bei klarem Himmel ist alles schön und gut. Schon wenig Nebel verwandelt den eben noch überschaubaren Gletscher in ein unübersehbares Meer.

Gewöhnungsbedürftig: Beim Abstieg vom Törl auf Blankeis die Füße nicht zu verkanten, sondern so auftreten, dass alle Zacken des Grimpons greifen. 

Anders natürlich an dieser Firnflanke. 

Das rechte Bild zeigt W. und HL, es ist zurückblickend aufgenommen, man sieht oben das Frosnitztörl und das steile Eisstück, an dem ich etwas Steigeisentechnik lernen musste.

Nach der Firnflanke war eigentlich alles klar, nur konnten wir schwer abschätzen, auf welcher Höhe wir das Mullwitzaderl ansteuern mussten, um optimal am Defregger Haus anzukommen. 
 
Immerhin, die Sicht war den ganzen Tag klar geblieben, und das war gut so, denn schon wenig Nebel verwandelt so einen an sich überschaubaren Gletscher in ein endloses Meer.
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4. Tag
Schlechtes Wetter, deshalb steigen wir ab zur Johannishütte, und sitzen dort den Regennachmittag ab.

5. Tag
Versuch, den Dorferbach aufwärts zum Obersulzbachtörl zu gehen,- das Wetter war mäßig, und vor allem fanden wir keine Stelle, an der wir den Bach hätten überqueren können. (Man geht, anders als in unseerem Führer beschrieben, besser gleich auf der orographisch rechten Seite). Allerdings haben wir später gesehen, dass der Weg sehr weggeschmolzen ist, die Beschreibung trifft praktisch nicht mehr zu. Passierbar muss er aber sein, denn die Hüttenwirtin sagte, vor paar Tagen seien zwei mit dem Mountainbike (!) über das Obersulzbachtörl gekommen. Wir kehren aber um und steigen wieder zum Defreggerhaus auf. Dort fällt nachmittags einige cm Neuschneee. Fotos der Hüttenumgebung mit und ohne Schnee.
HL's Knie ist wieder schlecht, er wird am nächsten Tag absteigen müssen. Wir schließen uns in der Hütte mit zwei Österreichern zusammen, die auch den Groß-Venediger machen wollen

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6. Tag
Morgens trotz schlechtem Barometer strahlend ungetrübter Himmel. Wir starten, 4 am Seil, vorweg Alois, der junge Östereicher. Der ganze Weiße Hang ist gesprenkelt mit Seilschaften, es sieht fast wie ein Skihang aus. Noch auf dem Oberen Keesboden schönstes Wetter, es fehlen nur noch 250 Höhenmeter. Oben stehen wir dann in starkem, kalten Wind und dicken Wolken. Man sieht, wie der Wind die Bänder von W. waagerecht hält. Den dicken Wollhandschuh, der mir aus der Hand fällt, bläst der Wind 2 m hinaus auf die Wächte. Ein Lehrstück betreff Wettersturz.
Für eine knappe Sekunde ist das Gipfelkreuz im Nebel sichtbar, ich hatte die Kamera draufgehalten, und so dieses Foto geschossen. Schon nach 1 Minute ohne Handschuhe waren die Finger steif. Als wir uns beim Umkehren auch noch im Seil verhedderten, gerate ich etwas in Panik, bis Alois resolut alles auflöst. Absteigen, und langes Queren ohne viel Sicht zur Neuen Prager Hütte. Ohne deutliche Pfadspur ginge das bei solchem Wetter gar nicht.

 

Alois war aber ein hervorragender Führer, so klappte alles prima. Linkes Foto: Der Abstieg, von der Neuen Prager Hütte aus aufgenommen. Man sieht vielleicht bis zum Kleinwenediger.

7. Tag
Abstieg von der Neuen Prager Hütte, jedoch bei der Alten Prager Hütte nordwärts über den Venedigerhöhenweg in das Geschlösstal. Man steigt dort lange über Blockfelder abwärts.
 
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