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Ventoux und Petit Luberon (GR91, GR 4, GR 97) Teil 2

  4. Tag

Wir hatten die Telefonnummer des Gite bei Sault, in dem wir übernachten wollten, nicht ausfindig machen können. Wir wählten nach Karte einen teilweise blau bezeichneten Pfad, der uns zum Sattel am Ostende des Ventoux hochführen sollte. Es war wohl auch ein alter Pfad, geeignet für die große Hitze,- denn auch er gewann in endlosen Serpentinen sehr langsam an Höhe: Muli-gerecht.
 
 
An diesem mit hohen Bäumen bewachsenen Nordhang war es um diese Jahres- und Tageszeit natürlich noch nicht heiß. Dieses Tal unter der Nordwand des Ventoux wirkt wesentlich weniger südländisch, es gab Äcker und grüne Wiesen im Talgrund, und der Wald war wie ein normaler Mittelgebirgswald. Der Pfad selbst sehr schön, teilweise aufgemauert, mit schönen Blumen und einer Schlange, die gerade noch zeitig vor uns vom Weg glitt. Fast oben traten wir auf einen am Hang verlaufenden breiten Forstweg hinaus, der uns nochmal die schöne Aussicht auf das im Norden anschließende kahle Hügelland und die Kette der Schneegipfel am Horizont (auf dem Foto leider nicht zu erkennen) gewährte. Wie  erwartet hatte die Planierraupe, welche den Weg wohl kürzlich verbreitert hatte, auch die Fortsetzung unseres Pfades verwischt, es gelang uns aber doch, ihn an der nächsten größeren Biegung wieder aufzunehmen. Bis oben war es nicht mehr weit, im Sattel ein schöner Rasenschatten unter einem Baum: Mittagspause. Nach dem Sattel erreichten wir den GR9/4.
Sie verlaufen hier ein Stück zusammen. Es ging sachte, nicht sonderlich spannend aber lange, in südöstlicher Richtung abwärts, das letzte Stück dann steil, vor verlassenem Weiler Verdolier aufgegebene Felder, umgeben von immensen Wällen gelesener Steine, und dennoch war auf den Äckern mehr Stein als Erde. Dann im recht flachen Tal bessere Felder, Heuwiesen, aber auch Lavendelanbau. Im Gite in Bourgignon vor Sault hatten sie gerade noch Platz für uns. Es ist eine Reiterunterkunft,- es gibt in dieser Region eine komplette Infrastruktur für das Wandern zu Pferde. Das Gite ist ohne Bewirtung, man kocht selbst in der großen Küche. 

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5. Tag

 
 
Der Ventoux entsendet an seinem Ostende ein etwa 700 m hohes Kalkplateau nach Süden bis Fontaine de Vaucluse. Es ist von einem kargen Buschwald bedeckt,- Buxbaum ist eine der häufugsten Pflanzen. Dieses Plateau bricht natürlich immer wieder in malerischen Wänden zum tiefer gelegenen Land ab. Am zweiten Tag waren wir an seinem Westrand entlang nach Norden getigert, von Bourgignon aus gingen wir durch flaches Ackerland zu seinem Ostrand, um in Monieux (Foto, Kaffepause) wieder auf den GR9 zu stoßen. Nach Monieux steigt der Weg langsam hoch aufs Plateau, und man erreicht
die spektakulären Gorges de la Nesque. An der Nordkante führt eine Teerstraße entlang mit Aussichtspunkte. Zu Fuß kann man aber auf manchem gewagt erscheinenden Pfad hinabsteigen, und sich nicht satt sehen an den trocken-heißen Schrofenhängen oben, einem berückenden Spiel von Felsen und Farben, unübersehbaren Ecken und Winkeln, und einer nach unten immer üppigeren Vegetation. Unten dann noch das Wasserwunder (wir hatten bei Methamis das völlig ausgetrocknete Westende der Schlucht gesehen), wahrscheinlich tritt dieses Wasser erst wieder bei Fontaine de Vaucluse aus dem Kalk hervor. Es ist schon schade, wenn man nicht die Zeit hat, den verschiedenen Pfaden weiter zu folgen,- bei manchen fragt man sich, ob sie sich nicht in dem widen Gelände verlieren. Kamera und Fotokünste waren leider völlig überfordert, alle Versuche, die Reichhaltigkeit der Eindrücke, die überraschenden Perspektivenwechsel und die beeindruckenden Dimensionen festzuhalten, führten zu kläglichen Resultaten. Hier nur der Spalt, durch den die Nesque von Osten her in die Schlucht trifft. 
Nach dem Aufstieg aus der Schlucht wurde uns der Weg zur Ferme St. Hubert recht lang. Mehrere Zwischentäler und Lavendelfelder. Ein zerfallener Weiler. Ein alter Bauer mit der Hacke auf dem Feld. Dann die Ferme, majestätisch auf einem Wiesensattel. Der Betreiber ist Stadtflüchtling aus Paris. Sonntags macht er Essen für angemeldete Ausflügler. Schafe, Gänse. CD´s und Fotos im Eßraum zeigen ihn als Sänger. Das Essen (Werktags nur für Gäste sens moyen de locomotion) deftig: Dinkel und viel Schweinefleisch. Guter Rotwein, wir ließen uns die Quelle nennen. Das schöne Herrenhaus mit stattlichen Räumen ist renoviert, aber nicht in allem gut unterhalten. Die wackligen Etagenbetten 

hatte man so schlecht an die Wand gedübelt, dass alle Dübel wieder raus waren, gerne hätte ich zum Bohrer gegriffen. Trotzdem insgesamt ein priviligiert schöner Ort. Wir genossen die Abendsonne in einer Art Loggia auf der Gebäuderückseite und sahen unserer Wäsche beim Trocknen zu. Der Wirt hatte uns erzählt, dass vor einigen Jahren auch der einsamste Hof an die Wasserleitung angeschlossen worden sei mit Mitteln der EG. Zufrieden über den heilsamen Einsatz unserer Steuergelder, bestens genährt und beschwippst gingen wir schlafen.

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6.Tag
 
Ein kurzer Tag. Durch das Plateau nach Methamis queren. Dabei Blick auf die mur de la peste, die uns leider im Dumont-Führer nicht erklärt wurde, jedenfalls eine Mauer, die der Papst in Avignon gegen die Pest bauen ließ, nicht gerade wirksam, weil nicht rattendicht. Das Foto zeigt ein Bories, welches unter einen Felsen gequetscht ist. Das ist schon in einer Schlucht, die ihrerseits in die Hauptschlucht, das Westende der Nesqueschlucht bei Methamis führt. Dort wieder Kaffee im selben Cafe, mit Gelegenheit, die Männer und werdenden Männer des Ortes beim Warten auf das Mittagsessen zu beobachten. Karsamstag.

Dann auf dem gleichen Weg wie paar Tage zuvor zurück nach Venasque zum Auto. Einkäufe in einem Supermarkt auf dem Wechsel zum Nordhang des Luberon, zum Gite auf dem Camping communal in Maubec. Vielleicht sollte ich doch mal in dieser grandiosen Weböffentlichkeit Wolfgangs Kochkünste loben.

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