Schnuppern in den Berchtesgadener Alpen Sept 2017.

Geplant war diese Hüttentour. Ist nicht gelungen.

Grund 1: Ich hatte einen Riesenbammel, ob ich mir die zweite Etappe mit der Überschreitung des Hohen Göll zutrauen könnte.
Die Hüttenwirtin am Purtschellerhaus sagte dann, - was mich erst mal erleichterte, oben liege Schnee, der Weg sei nicht passierbar.
So entschied ich am Morgen, vom Purtschellerhaus wieder abzusteigen und von Hinterbrand aus zum Claus-von-Stahl-Haus aufzusteigen, bei genügend Zeit von dort aus zum hohen Brett zu gehen.

Grund 2: Am 3. Tag wurde das Wetter schlecht, kalt, regnerisch. Ich hatte bereits gemerkt, dass dieser mir ungewohnte Kalkstein bei Nässe sehr glatt wird. Die Schneefallgrenze sollte in 2 Tagen so weit runtergehen, dass sie das Gebiet der Kärlinger Hütte erreichen könnte. Ev. säße man dort sogar ein wenig fest. 

Grund 3: Ich merkte nach 2 Tagen, dass ich besonders beim Abstieg sehr auf mein linkes Knie achten musste, kleine Schmerzen irrlichterten ständig drin, auch nachts. Da wäre es doch besser, zeitig abzubrechen, um es nicht wie vor 2 Jahren völlig zu überreizen.

Donnerstag 7. Sept. Anreisetag: Bushaltestelle Dokumentationsstelle(950m)-Purtschellerhaus (1692m).  Auf: 710 m, ab: 50 m.
Ich wählte ab Claushöhe einen Weg am Bach entlang, zu Hause hatte ich einen Track dazu angelegt und auf mein GPS-Gerät übertragen. Der Weg war gesperrt wegen Holzfällarbeiten. Es war 15.00 Uhr nachmittags, nichts zu hören und vermutlich auch bereits Feierabend. Ich bin einfach weitergegangen, und tatsächlich wurde nicht mehr gearbeitet. Beim Aufstieg zwei Bergsteiger getroffen, die auch aus Krefeld kamen. Vom Ecksattel aus hat man die Wahl zwischen dem "deutschen" und dem "östereichischen" Weg. Der deutsche Weg besteht zu einem Drittel aus einer Treppe, man geht wie auf schmalen Bahnbohlen. So wird wohl das Zerstören der steilen Wiese verhindert, aber Spass macht das nicht. Empfehlung: Auf jeden Fall den österreichischen Weg nehmen!


8.Sept. Morgen am Putschellerhaus
Zwei Stunden später am Ecksattel, oben Purtschellerhaus und Göll-Massiv.


Freitag, 8. Sept. vormittags:
(1765 m bei)Purtschellerhaus - Bushaltestelle Sommerrodelbahn (1030m) an der Scharitzkehlstraße. Auf: 120 m, ab: 850 m.

Bushaltestelle Hinterbrand (1150m) - Carl-von-Stahl-Haus (1736m). Auf 721 m,  ab 120 m.
Bin 70 Höhenmeter Richtung Göll gegangen, bis kurz zum Ende des Grases, entschied dann aber doch, nicht mehr Zeit zu verschwenden und kehrte um. Der Versuch, durch die Waldhänge des Kehlsteins den Weg Richtung Hinterbrand abzukürzen, wurde dadurch vereitelt, dass das ganze Gebiet wegen Altlastensanierung gesperrt war, so dass ich wieder bei der Dokumentation landete. Von der Haltestelle Sommerrodelbahn aus dann Bus bis Hinterbrand und Aufstieg zur Hütte (nach der Mitterkaseralm auf asphaltiertem (!!!!) Weg), Mittagspause.


Am Carl-von-Stahl-Haus: Blick zum Aufstiegsweg, Watzmann. Links das Schneibsteinhaus.
Am Carl-von-Stahl-Haus: Blick zum Schneibstein.

Freitag, 8. Sept. nachmittags:  Carl-von-Stahl-Haus (1736m)-Hohes Brett (2340m) - Carl-von-Stahl-Haus. Auf: 604 m, ab: 604 m.
Mit leichterem Gepäck schaffte ich das in 3 Stunden, obwohl ich ständig das Gefühl hatte, sehr langsam, dem inneren Schweinehund nachgebend, zu gehen. Leider blieb keine Zeit, noch weiter zum Brettriedl zu gehen und von dieser Seite aus zu erkunden, was hier "schwerer Weg" bedeutet. Die beiden Krefelder kamen mir entgegen, sie hatten die Göll-Überschreitung geschafft.


Gipfelkreuz des hohen Bretts, links hinten Hoher Göll.
Beginn des Abstiegs vom hohen Brett. Hintergrund: Schneibstein mit Latschen im unteren Bereich.


Samstag 9. Sept.: Carl-von-Stahl-Haus (1736m) - Schneibstein (2276m) - Seeleinscharte - Priesbergalm (1455m) - Kreuzung (1316m) - Carl-von-Stahl-Haus (1736m). Auf 1152 m,  ab 1152 m.
Nachdem ich am Dienstag den Wetterbericht entnommen hatte, dass nur Freitag-Samstag schönes Wetter sei, war ich einen Tag früher, also am Donnerstag, gestartet. Da an der Wasseralm und im Kärlingerhaus die Reservierung nicht mehr zu ändern war, blieb ich nun eine Nacht mehr im Carl-von-Stahlhaus. Am Sonntag würde man beim schlechten Wetter nicht mehr den Weg über den Schneibstein wählen. Deshalb beschloss ich, diesen Weg bis zum Seelein heute zu gehen, und untenherum, also über die Priesbergalm, zum Carl-von-Stahl-Haus zurückzukehren.

Wieder kam ich mir langsam und schwerfällig vor, zumal mir bereits Jogger im Abstieg entgegenkamen. War dann aber in 90 Minuten oben.

Morgens 8:30 auf dem Schneibstein, Blick auf Hohen Göll.
Und Blick auf das Hagengebirge, - was für ein wildes Karst!

Man hatte vorausgesagt, ich werde Steinböcke sehen. Was sich da oben, also südlich des Schneibsteins, abspielt, ist schon nicht mehr schön. Die Steinböcke, die hier in fast flachem, unfelsigem Gelände nur 2200 m hoch leben, sind bis zum Anschlag fettgefressen, und unscheu wie sonstwo auch. Ich habe überdies an die 100 Gemsen gezählt, die hielten wie auch sonst immer mehr Abstand als die Steinböcke, waren aber dennoch von näher zu sehen als es mir je sonst passiert ist.



Leider verpixelt mein Smartphone, wenn ich mit Zoom aufnehme.
Dennoch ist zu erkennen, was ich mit "fett" und "unscheu" meine. Wir haben uns treu in die Augen geschaut.
Eines der jeweils an die 30 Tiere zählenden Gamsrudel. Zustände wie in der Serengeti. Ich dachte, da müssen doch Fressfeinde her, Wölfe?

Sehr schön der Weg zum Seelein. Da ich auch bei größeren Stufen jeden Schlag in die Knie vermeiden musste, blieb ich mal gerade so innerhalb der Zeitangabe des Wegweisers.


Blick zum Jenner.
Wegführung vom Schneibstein Richtung Seelein. Der runde Buckel in Bildmitte ist wohl der Windschartenkopf, rechts davon die flache Schräge der Fagstein. Man sieht, wie der Weg am Fuße des Windschartenkopfes in das Tal zwischen beiden Bergen zieht.

Das Tal des Seelein ist wirklich hübsch. Ich kam seltsam langsam voran.

Unterhalb des Schuttes am Talende liegt, im Foto leider kaum zu ahnen, das Seelein. Dahinter der Schuttaufstieg zum Hochgeschirr.


Seelein mit Hochgeschirr
Seelein, Blick nach Norden.

Vom Seelein bis zur Wasseralm sind es laut Wegweiser 4 Stunden. Ich hatte bis zum Seelein 3,5 Stunden gebraucht, würde also insgesamt 7,5 Stunden für die Etappe Stahlhaus-Wasseralm bedeuten! Auf der oben angegebenen Internetseite des Alpenvereins werden für die Strecke 5:30 Std angegeben. Leider sind die Zeitangaben dieser Internetseite viel zu knapp und überaus irreführend.

Langsamer Abstieg durch den "Stiergraben" (Foto rechts Felsen unter dem oberen Rossfeld). Um 11.50, also nach kapp 5 Stunden, kam ich an der Priesbergalm an. Wenig einladend das laute Gerede der versammelten Kurgäste. Ich suchte mir lieber einen stillen Platz im Schatten 100 m weiter. Mittagspause 90 Minuten.

Beim Aufbruch war der Himmel noch blau. Jemand hatte mir gesagt: Wenn der Föhn zusammenbricht, zieht es ganz schnell zu. Tatsächlich, als ich 80 Minuten später am Carl-von-Stahl-Haus ankam, lag dieses schon in den Wolken. Ich dachte: Schlimm für die, die noch bei der Göll-Überschreitung sind!

Beim Abendessen zwei Medizinstudenten, die auf dem Weg Salzburg-Triest gehen. Machen gewaltige Etappen, in 2 Tagen von Salzburg her, und wollen am nächsten Tag (Wetter!) gar bis zum Riemannhaus gehen.

Sonntag, 10. Sept. Abstieg Carl-von-Stahl-Haus (1736m) - Parkplatz Königssee (620m).  Ab: 1116 m
Das Wetter ist miserabel, man mag gar nicht aufstehen. Der Wetterbericht verspricht keine Besserung. Ich beschließe, abzubrechen. I., mit dem ich das Zimmer teilte und mit dem ich eigentlich hatte zusammen zur Wasseralm gehen wollen, möchte auf jeden Fall zur Wasseralm gehen und seiner Planung treu bleiben.

Beim Abstieg auf den Wegen, die alle glatt sind wie Radwege, spüre ich doch sehr mein linkes Knie, wahr vielleicht auch deshalb die rechte Entscheidung.

Fazit: Kann ich noch? Bin zwar immer in den Zeiten der Wegweiser (aber nicht in den Planungszeiten besagter Webseite) geblieben, aber mehr Tage mit längeren Etappen wären aussagekräftiger gewesen.


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