Radweg Kopenhagen-Berlin Juli 2018



Mehrere Verlage bieten Führer zu dieser Strecke an, die in Deutschland passabel, in Dänemark hervorragend markiert ist. Zudem gibt es eine Webseite mit interaktiver Karte, allerdings gibt diese Karte nicht immer den richtigen Verlauf wieder: So führt der Radweg, anders als in der interaktiven Karte, zwischen Koge und Store Heddinge an Schloss Vallo vorbei.

Trotzdem: Bei so viel zugänglichem Material muss hier nicht weiter informiert werden. Wir sind übrigens in der Richtung Kopenhagen→Berlin gefahren, und hatten wie erhofft viel mehr Rücken- und Seiten- als Gegenwind. Wir sind 11 Tage gefahren, es sollten max 70 km pro Tag sein, dazu noch ein Tag, um die Klippen auf Mön zu besichtigen. Hier unsere Etappeneinteilung und unsere Liste günstigster Unterkünfte. Besonders gut gefallen hat es mir in Stege im Birkeley, in Rostock im Jelly Fish, in Neustrelitz in der Basiskulturfabrik. Sehr ordentlich auch in Krakow Gästehaus Meyer und super Preis-Leistung im Resort Komoran in Zehdenick mit eigenem großen Badesee, alles sehr hübsch und zugleich entspannt!

Am schwierigsten gestaltete sich das Buchen der Züge mit Fahrradreservierung nach Kopenhagen und von Berlin nach Hause. Um günstige Tickets zu erhalten, muss man 3 Monate vorher buchen. Die Fahrradreservierung in Dänemark war aber nur 2 Monate vor Fahrtantritt möglich.

Besondere Eindrücke:

Was für einen Spaß es macht, in Kopenhagen Rad zu fahren!! Und die Freundlichkeit der Menschen dort: Steht man nur ein wenig desorientiert herum, bietet sofort jemand Hilfe an. Beeindruckend: Rund um den Hauptbahnhof war buchstäblich KEIN noch so kleiner Stellplatz für Fahrräder frei, das müssen zigtausende Räder sein, die dort parken!
Wir sind ca. 10 km Richtung Öresundbrücke am Strand entlang gefahren: Kopenhagen bildet anscheinend mit dem schon sichtbaren Malmö einen gemeinsamen Großraum (?).Nah an die Brücke kamen wir nicht heran.
Schlimm die Preise: Ein Bier zwischen 5 und 8 Euro.

In Kopenhagen und auf der ganzen Route bis zur Fähre nach Rostock greifen Land und Ostsee friedlich ineinander, oft wirkt das Meer zwischen den Inseln wie ein Binnensee.

Dann bewundernswert: Wie viele Familien mit Kindern jeden Alters, teils anscheinend gar auch noch mit Zelt, auf der Strecke unterwegs waren: Kinder im Kindersitz, im Anhänger, auf eigenen Rädchen etc. Ich stellte mir vor, was es bedeutete, die Kinder bei mehrstündigen Fahrten bei Laune zu halten, und das über mehrere Tage!

Der trockene Sommer mit verkrüppelter Feldfrucht. Deshalb mit Freude gesehen, dass in weiten Teilen in Meckpo und Brandenburg im Kiefernwald nun Laubwald nachwächst.

Insgesamt eine ruhige Landschaft und friedlich-entspanntes Radeln.

Hier nun einige Fotos:



Kopenhagen Fußgängerzone: pittoresk, aber baulich nichts von Bedeutung.

Das einzige erhaltene alte Gebäude: Börse aus der aus der Renaissance.



Fahrräder in 2 Schichten! Das sind nicht mal 10% der am Bahnhof geparkten Räder!

Überall Wasser.



Springbrunnen vor der Amalienburg und die schöne Kuppel der Frederikskirke.

Bunte Straße im Stadtteil Norrebro.



1. Tag: Kopenhagen (Greve) nach Store Heddinge 70 km



Karlstrup Kirke, die erste der vielen Dorfkirchen

Getreidefelder. Wäldchen, leichte Hügel. Hübsche und gepflegte Dörfer machen die Fahrt dennoch abwechslungsreich.

Schloss Vallo

Rechtes Bild: Von Sigerslev kann man einen Abstecher zu den Klippen beim Stevns Naturcenter machen.





2. Tag: Store Heddinge-Stege Mon 84 km

Bei Stevns Klint



Rechts: Die Klippen bei Stevns Klint und die abgebrochene Kirche




Kloster Vemmetofte zwischen Rodvig und Faxe Ladplats:
Keine Reise wert, aber eine Abwechslung ...

… in den Getreidefeldern



3. Tag: Mon Klint 50 km




Auf dem Weg zur Ostspitze von Mon. Man sieht viele Hünengräber.

Beispiel einer hübschen Dorfeinfahrt: Busene im Südosten von Mon.




Die Klippen auf Mon sind schon die beeindruckendsten. Schöner Wald oberhalb. Im Wasser auch abgestürzte Bäume, auf dem rechten Foto ist ein nächster Absturzkandidant. Wenn das Meer hier derart an den Klippen nagt, fragt man sich, wieso man in Kopenhagen und auch sonst an den flacheren Küsten keinen Anlass hat, sich vor Stürmen und Fluten zu schützen.



4. Tag: Stege – Nykobing Falster 65 km




Kurz bevor man Mon auf dem Damm Richtung Bogo verlässt, führt der Radweg an der Fanefjord Kirke vorbei. Hier ein Detail der Deckenmalerei (ca 1500): Das Gebet des Armen (rechts) erreicht die Wunden des Heilands, während das Gebet des Reichen nur seine materiellen Güter erreicht. Auf einer Holztafel die lückenlose Liste aller hiesigen Pfarrer seit 1584. Bei Interesse: Die deutsche Wikipediaseite zu dieser Kirche ist mehr als mager, die englischprachige ist informativer.

(Vermutlich ) altes Fischerhaus in Hernaes auf Falster. Bei den meisten Reetdächern ist oben am Giebel eine Extraschicht Reet und darüber diese „Holzreiter“. Ich vermute mal als Schutz bei starkem Wind? Sieht man aber in Holland oder Friesland so nicht.



Das perfekteste Hünengrab unserer Reise: etwas abseits der Radroute, bei Halskov

Buchenstrand, zwischen Hernaes und Ulslev



5. Tag: Nykobing Falster- Rostock 41 km




Fähre Gedser-Rostock: So ein Glück muss man haben: Das war der einzige feuchte Tag unserer Tour.

Hauptplatz in Rostock



6. Tag: Rostock- Güstrow 53 km






Oben ein Modell für Radtour mit Kind: Sitzt das Kind im Anhänger so wird das Rädchen an diesem befestigt.



Überall Backsteinkirchen, links St. Paul in Schwaan.



Die Felder in LPG-Dimensionen wirken ungepflegter aus in Dänemark, liebloser. Oder macht der gräuliche Himmel die Landschaft so trist?

Bützow mit skurrilem (fast hässlichen) Rathaus und Backsteingotikkirche.



Güstrow: In St. Marien vergoldeter Schnitzaltar in der schönen Altstadt. Der Dom seltsamerweise etwas am Rand: Das Foto zeigt das Seitenschiff, in dem Barlachs schwebender Engel hängt. (Ich dachte, hier sei das „Original“, aber es ist nur der Originalort (ganz schön mutig damals!!). Das Original wurde eingeschmolzen, von der Originalform jedoch bereits in der Nazizeit (!) der Guss der Antoniterkirche in Köln angefertigt, und nach diesem dann 1952 der Drittguss für Güstrow.

Schloss Güstrow. Imposant, kann mich nicht entschließen, es hübsch zu finden, von Nahem schon gar nicht. Seltsame Flächen und Dekoration.


7. Tag: Güstrow-Krakow 30 km



Dorfkirche in Bellin

Krakower See gegen Abend


8. Tag: Krakow-Waren-Müritz 53 km





Schäferbuche Neu Dobbin
Lange gerade Forstwege in der Nossentiner Heide. Man sieht, wie das Laub unter den Kiefern wächst.



Bei Jabel

Blick auf Waren vom Ostufer der Müritz aus.



9. Tag: Waren-Müritz-Neustrelitz 62 km


Dorfkirche, kann nicht rekonstruieren welche....

In Ankershagen schöner Komplex mit Heinrich-Schliemann-Museum (das man auch in 30 Minuten mit Gewinn besichtigen kann) und gegenüber die Dorfkirche (Dort auch ein Grab der Fam. Schliemann)

Dorfkirche in Kratzeburg



Sumpfland zwischen Grenzin und Babke Kurz danach dieser Waldweg.


Havel zwischen Babke und Kakeldütt Kurz vor Zwenzow entlang der Landstraße wird ein kleiner Höhenrücken überwunden.


Hebetempel im Schloßgarten Neu-Strelitz. Zierker See bei Neu-Strelitz



10. Tag: Neustrelitz-Fürstenberg 46 km

Storchennest, vermutlich in Groß-Quassow

"Liebe" zwischen zwei sehr unterschiedlichen Bäumen: An der Brücke kurz hinter Seewalde.

Ev.: Steinhavel bei Groß-Quassow

Kurz hinter Seewalde



Zwischen Wesenberg und Seewalde Vermultich: Blick auf Wustrow



11. Tag: Fürstenberg-Zehdenick 43 km

Oben:
Klosterreste in Himmelpfort.

Rechts: Dorfkirche in Bredereiche.

Herrenhaus Dannewalde

Wir nähern uns dem Ziegeleimuseum: Hier wurden die Ziegel für einen Großteil der Gründerzeitstadterweiterungen Berlins gebrannt.

Im Hintergrund ein Ziegelofen.
Da der Himmel gewittrig wirkte, nahmen wir uns nicht die Zeit, an einer Besichtigung teilzunehmen. Das Gelände vermittelt aber schon einen Eindruck.
Von Monet gemalt?


Gewässer ehemaliger Ziegelgruben. Himmel etwas düster.
Dann aber doch freundlicher Abend im Resort Komoran bei Zehdenick.



12. Tag: Zehdenick- Berlin Hermsdorf 70 km

Kanal in Zehdenick: Hier wurden Ziegel über Ziegel nach Berlin transportiert.



Links: Marktplatz von Liebenwalde: Mal wieder ein Ort, der für mich hauptsächlich Verlassenheit ausdrückt.
Zuerst waren Herrenhäuser die Zentren, und dann hat der Sozialismus die Dörfer und Städtchen auch nicht zum Blühen gebracht.
Nja, und jetzt machen die Rechten die Gegend unattraktiv für alles, was bunt und lebendig ist.

Oben: Ein weiteres Modell, wie Kinder auf Radtouren mitgenommen werden.



Oder-Havel-Kanal Vermutlich bei Oranienburg, das wir nicht besuchten.

Ab dem Knotenpunkt 91 bei Birkenwerder sind wir von der Route Kopenhagen-Berlin abgewichen, um über die Punkte 81, 82, dann S-Bahnhof Fronau über S-Bahnhof Hermsdorf zur JH Berlin-Hermsdorf zu gelangen.
Dabei durchquert man die hübsche Invalidensiedlung, die wir fälschlich für eine Art Genossenschaftssiedlung für Siemensarbeiter hielten. Es ist aber eine in der NS-Zeit errichtete Siedlung für Kriegsinvalide, die damals aus dem Haus an der Invalidenstraße hierher ausquartiert wurden (s. Wikipedia).

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