Südfrankreich: Ventoux und Petit Luberon (GR91, GR 4, GR 97)

In diesem Jahr (2000) fällt die Bergwanderung im Sommer flach. In der Osterferien als Ersatz 10 Tage in Südfrankreich (möglichst schneefrei). Prinzipielles zum Wandern in Frankreich. Wir waren mit Topoguides (u.a. ref 905)  und Karten (IGN 50000) gerüstet.
 
 
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Hinfahrt Palmsonntag nach Bedoin, am Südhang des Mt. Ventoux. Nachts Sturm von den Alpen her und Regen. Morgens hatte der Ventoux bis runter auf 1300 M Neuschnee.

1.Tag
Geplant war, von Fontaine de Vaucluse aus auf dem GR 91 in 2 Tagen nach Bedoin (zu unseren Freunden) zu gehen. Problem war, dass es auf dieser Zweitagestour kein Gite ´detape gibt, abgesehen vom etwas abseits liegenden Gite La Lauze zwischen Metahimis und Villes sur Auzon. Wir reservierten deshalb auf der Autofahrt nach Fontaine de Vaucluse ein Hotelzimmer für den gleichen Abend in Venasque. Das Auto stellten wir bei der Jugendherberge in Fontaine de Vaucluse ab. Dann zur Fontaine, Touristenbudenparade auf dem Weg dahin, endet in einem Felswandhalbrund. Dort das berühmte Loch, sah wie ein Teich aus mit etwa 20 m Durchmesser. Soll aber gut 100 m tief sein, steht im Dumont-Führer. Spektakulär ist halt, dass die Sorgue hier fast unmittelbar in voller Breite aus der Erde tritt: Es ist auch keine normale Quelle, die sonst wo im Kalk versickernden Bäche treten hier wieder aus. Wasser an sich ist in dieser Gegend aber bereits eine Sensation.

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Dann zum GR, es geht gleich steil hinauf in einem macchia-ähnlichen Hangwald, dort bereits die erste, hübsche Boriessiedlung. Nach dem Erreichen der ersten Höhe geht es wieder etwas hinab, und dann, nach all dem dunklen Niedrigwald, in dem man sich gedrückt fühlt, ein offenes Tälchen mit (verlassenem) Bauerhof und bestelltem Getreidefeld, das ganz eigenartig grün ist, stark

kontrastierend mit den Kalkfelsen.(Linkes Bild) Ja, der auf dem Weg ist wieder mal Wolfgang, man sieht zumindest sein weißes Haar. (Es lohnt sich sicher, die Bilder nocheinmal in Originalgröße im Browser zu betrachten,- bei Netscape via Kontextmenu). Die Kalkhänge im Bildhintergrund ging es noch hoch, auf dem höchsten Punkt ein Feuerwachturm, dann weiter fast flach auf Waldwegen. Gegen 17.00 Uhr fällt mir aber auf, dass wir die Sonne auf der falschen Seite haben!  Wir wollen es gar nicht wahr haben, dass zwei so alte Hasen sich derart verhatschen! Der Sonne nach gehen wir seit geraumer Zeit Richtung Süden! Wir treffen schließlich Leute, die es uns bestätigen: Das hübsche Tal (rechtes Bild) führt zur Jugendherberge von Fontaine de Vaucluse. Da war nun nichts mehr zu ändern, wir mussten dort also das Auto nehmen, und zum Hotel in Venasque fahren. Immerhin waren wir mit der Auskunft versorgt, dass man im Les Remparts gut esse (stimmt, nicht ganz billig, aber excellentes Preis-Leistungs-Verhältnis), und die Ferme St. Hubert legte man uns auch ans Herz.
Im Remparts in Venasques sitzt man sehr hübsch, und das Auto konnte man oben im Dorf auch sehr gut parken (Nichts drinlassen!).

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2.Tag
Ein langer Weg auf fast gleichbleibender Höhe, mal mehr im Wald, mal am Rand der Weinfelder. Immer wieder hatten wir den Mt. Ventoux vor uns(Bild), und konnten - die Sonne schien, es war aber eher mild als warm- den Schnee oben schmelzen sehen. In Methamis, das hübsch auf einem Berg liegt, Mittagspause im Cafe. Von Fassin aus per Anhalter zu unseren Freunden vor Bedoin
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3.Tag
 
Wir konnten hoffen, dass der meiste Schnee oben geschmolzen wäre und so die Überquerung des Mont Ventoux wagen, allerdings wollten wir den Gipfel etwas links liegen lassend nur bis 1600 m aufsteigen.
Die Orientierung im Hangwald (hier waren jetzt wirklich richtige Bäume) war nicht ganz einfach, der von uns gewählte regionale Wanderweg kaum bezeichnet, aber wir fanden dann doch ganz gut die Combe (Bild), in der wir uns der Baumgrenze näherten. Der Ventoux ist ein Schuttberg. Der Wind blies sehr kalt und stark durch die Schlucht, die
oben an der Teerstraße endet, von da noch ca 200 Höhenmeter ziemlich flach zu unserem  Tete de la Grave(1646m),- in sehr scharfem Wind. Wie gesagt, wir blieben einige  Höhenmeter unter dem Gipfel (Foto, 1909 m). Es war kaum möglich, einen guten Platz für die Mittagspause zu finden. Eigentlich sollte gleich an unserem Tete ein Pfad runter zum am Nordhang entlang verlaufenden GR9 führen, doch siehe, der Nordhang war, so weit wir von oben schauen konnten, noch tief verschneit. Da er sehr steil ist und ab und zu felsig abbricht, war an ein Improvisieren im Schnee nicht zu denken.

Wir gingen auf dem Grat praktisch zu dessen Ostende, vorbei an einer Mititäreinrichtung, dann an der Ecke Nordwestecke hinab, Wald und mehrere hübsche Lichtungen, ein sporadisch mit Steinmännern bezeichneter Weg, immer geradeaus auf den Lichtungen,- bis wir auf den GR 9 stießen. Diesem folgten wir schneefrei, weil bereits tief genug, zurück in den Nordhang, bis zu einem Zickzack-Abstieg (Col de la Frache?) nach Savollian, wo wir im Gite telefonisch reserviert hatten, wir würden erst gegen 19.00 Uhr eintreffen. Wolfgang nahm diesen Weg, ich wollte, gegen W.´s Rat, den GR9 weiter westwärts verfolgen, bis ich den von uns ursprünglich vorgesehenen Abstieg,- nach Karte zwischen Felsen, erreichte, diesen erst Richtung Brantes, dann wie auch immer nach Savollian strebend verfolgen. Das war ein großer Umweg, ich versprach, es in eineinhalb Stunden zu schaffen, was natürlich unvernünftig und unrealistisch war, obwohl ich joggte, wo immer es ging. Der Pfad machte weit ausladende Serpentinen und verlor dabei nur sehr sehr langsam an Höhe. Er war wenig begangen, schlecht bezeichnet, und das Gelände teilweise gefährlich, ich musste also sehr auf die Orientierung achten. Überall waren einladende Rutschspuren in den vielen kreuzenden Geröllbahnen, ich hätte zu gerne gewusst, welche zu meinem Weg passte. Ich musste ja auch wegen des zunehmenden Abends vorankommen. Die erste Schutthalde, die ich dann nahm- der Pfad schien mir viel zu weit ohne Höhenverlust nach Westen auszuholen, führte zu kleineren Felsabstürzen. Die waren noch begehbar, aber ich konnte nicht sehen, wie es nach unten weiterging. Also wieder alles hoch und zurück,- zu dumm, schon wieder kostbare Zeit verloren! Also doch dem Pfad vertrauen. Als ich, an einer breiteren Hangpartie, mehrmals Schuttrutschen erst von oben, dann zurückquerend, an ihrem unteren Ende sah, traute ich mich zunehmend, Abkürzungen zu machen. Schließlich sah ich in gleicher Höhe die Vorhügel, welche dem Ventoux zwischen Brantes und Savollian vorgelagert sind. Ich hielt, erst auf unbezeichnetem Pfad, dann diesen in einem Holzeinschlag verlierend, querwaldein nach rechts, mit Erfolg, denn ich erreichte nach Abstieg in eine kleine Schlucht schließlich den Forstweg Richtung Savollian. Gelohnt hatte sich die Escapade: Im Hangwald stöberte ich ein Wildschweinrudel auf (zum ersten mal in my life!) und Rotwild. Jetzt, auf dem Forstweg, war die Dämmerung keine Bedrohung mehr. Zur Eile trieb mich dennoch, dass es schon nach 20.00 Uhr war. Nicht nur wegen des Abendessens, ich konnte nur hoffen, dass Wolfgang sich mit Blick auf die Karte ausrechnete, dass ich viel länger als die versprochenen eineinhalb Stunden brauchen musste, und sich nicht unnötig sorgte. Ich kam, soviel laufend, wie mir noch möglich war, im noch vom Abendrot beleuchteten Savollian an. Vom Restaurant aus führte man mich ein paar Treppen hoch zum Gite d´Etape. Diese Treppen hab ich dann doch gespürt. Das Essen war ländlich reichlich. Viele üppige Gänge, sehr guter Salat, Hauptgericht eine Getreidemasse, von der wir später lernten, dass es Dinkel sei, ziemlich schwer und fett, mit Entenfleisch. Die Dekoration im Restaurant sehenswert: Ein groteskes Sammelsurium dessen, was man auf dem Lande halt schön findet. Hätte in der tiefsten Eifel nicht schlimmer ausfallen können. Es waren wohl drei Parteien im Gite, die sich aber auf die drei Schlafsäle verteilten. Gute Nacht-

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