Mercantour (Seealpen) 2007 Teil II
Auch dies nur eine kurze Etappe. Ich war bei der Planung wohl etwas ängstlich, oder hatte Angst vor der Anstrengung. Tatsächlich hab ich jetzt die Rolle, die W. bei mir hatte: Ich suche nach Gründen für kürzere Etappen, gehe für Chr. zu langsam und fühle mich gedrängt. Kann gut verstehen, wenn W. mir von seinen jetzigen Wanderungen erzählt: "Und kein Renatus, der mich die ganze Zeit treibt..." | ||
Vom Aufstieg zum Colle di Fenestrelle Schöner Blick auf das Massiv von gestern: C. Gelas (3174 m) in Bildmitte, von dort geht links der schattige Grat aus, über den wir vom Biv. Moncalieri aus hochgestiegen sind wohl bis an die Stelle, wo es steiler zum Gipfel geht. Von dort sind wir nach rechts durch die Schneeflecken gequert, die Pera de Fener ist im Schutt oberhalb des breiten grünen Grates in Bildmitte, und der Abstieg von da verläuft im Tal rechts davon, in dem mehrere Bachrinnen zu sehen sind. Unten rechts stößt dieser Abstieg auf den Pfad, der rechts oben von Madonne de Fenetre kommt. | ||
Die deutliche Passkerbe mit etwas Wasser und Geröll und Steinböcken. Ein alter Bock, der den Pass "bewacht", ist bei GTR-Gehern notorisch bekannt. Wir haben mittlerweile so viele Steinböcke gesehen, dass wir an ihnen vorbeigehen wie in Österreich an den Kühen. Dann schon wieder abwärts auf abenteuerlicher Miltärstraßenkonstruktion, war wohl mal Beschäftigungstherapie für Pioniere. Kein schönes Gehen, und wir sind gegen Mittag im Rifugio. Chr. ist nun doch chronisch unausgelastet und drängt darauf, am Nachmittag noch etwas zu unternehmen. Widerwillig schlage ich den Col de la Ruine vor, über diesen, hatte der Signore aus dem Mairatal gesagt, sei er schon mal zum Refuge de la Cougourde abgestiegen. Den auf der Karte nicht eingetragenen Abstieg will ich dann doch mal sehen. |
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Also gehen wir los, mit
leichtem Gepäck. Bald sind wir oberhalb des Grases, schöne
Blicke auf die beiden Stauseen (Foto rechts). Das Rifugio liegt
zwischen beiden Stauseen. Es geht fast nur im Geröll aufwärts, grau und ernst, zumal wieder ein kalter und steifer Wind aufgekommen ist. Oben in Gratnähe ist der Weg schwerer zu identifizieren, man braucht fast die Hände, so steil ist es. Ruine meint mal wieder alte Militäranlagen. Da es so kalt und unwirtlich wehte, Fels, Schneereste und Wind, waren mir die vielfältigen Blümchen am Passe ein Foto wert: |
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Und wenn alles überstanden ist: Der Ausflug hat sich gelohnt, gut, dass wir nicht schon wieder einen Nachmittag in einer doofen Hütte verbracht haben! Beim Abendessen eine italienische Schulklasse, viel Lärm im Rifugio. Sie kommen und wollen wissen, wie groß Chr. ist, haben wohl gewettet. Der Hüttenwirt wirkte nett, aber schlecht organisiert, und teuer kam es uns auch vor. Nach dem Abendessen paar Schritte im schönen Wiesengelände zwischen den beiden Stauseen. |
Die Fotos zeigen den Talschluss, links beim Abmarsch, das Tal noch ohne Sonne, rechts vom Colle di Brocan aus. Die letzten gut 100 m Anstieg sind in Firn und Geröll. | |||
Auf der anderen Seite des Passes ist es auch steinern. Wie uns gesagt wurde, gab es an der Abzweigung : Rif. Rimondino-C. Guilie Handyempfang, eine der wenigen Gelegenheiten, nach Hause zu telefonieren. Ab dort gingen wir gut eine Stunde lang in der steinigen Landschaft, bei schönstem blauen Himmel, wie auf dem Bild rechts, in leichtem Auf und Ab weitgehend Höhe behaltend, zum C. Guilie. |
Vom Pass aus ging es leichter, als Karte und Beschreibung im Führer ahnen ließen, hinab, schon bald im Gras, in ein immer flacher werdendes Tal. Die Abflachung war wohl der Felsbarriere geschuldet, vor der sich ein verlandender See gebildet hatte. (Foto links) Im Flachen davor schlängelte sich ruhig der Bach durch sattestes Gras, ein wunderschöner Pausenplatz, leider war es ein wenig schattig und windig. Rechtes Bild, talaufwärts: Gemsen näherten sich neugierig unserem Picknick. |
Den Weg von Borean nach Madonne de
Finestre (und weiter über den Pas du
Mt. Colomb zum Ref. de Nice) war ich vor Jahren bereits gegangen,
damals mal eben noch mit Abstecher zum Col de Fenestre. Heute kam mir
der Weg mühsam vor. Es geht wenig steil im Wald, trotzdem
immer wieder große Stufen. Und Chr. ist nun richtig in Form, sein
"organisches" Grundtempo ist viel höher als meines. Am
Lac de Trecolpas zieht er endlich an mir vorbei. Letzterer ist
mit der kleinen Insel immer noch fotogen. Mich wundert,wie lange der
Abstieg nach Madonne du Fenestre ist. Es ist heiß, die Landschaft
nicht so schön. Am Refuge besagte super gute Tarte du Myrtilles,
dann ein Stück weiter unter einen schönen Baum, Pause im
warmen Mittag. Ich rufe in St. Grat an, das Refuge des Merveilles hat keinen Platz mehr frei, es ist 14. July!! Sie geben mir eine andere Telefonnummer. Dort fragt der Wirt etwas wegen Abendessen,- ja natürlich wollen wir essen..... Schließlich gehen wir weiter, es ist weniger felsig, viele Ausflügler unterwegs, die nicht verstehen können, dass uns die Gemsen an der Baisse des Cinq Lacs nicht vom Hocker reißen. Durch die Baisse auf den Wiesenpass oberhalb St. Grat, (heißt auch Baisse Est de Prais) und dann 800 m runter, teils durch schönen Wald. Wir sind etwas müde, gehen unten die Asphaltstraße aufwärts, um dann zu erfahren, dass unser Refuge am unteren Ende des Dorfes ist. Also runter. Dort werfen wir erleichtert unsere Rucksäcke ab, um zu erfahren, dass wir nur für das Abendessen gebucht haben, Übernachtungsplatz hat er keinen. Er bemüht sich aber sehr nett, uns aus der Patsche zu helfen, wir sollen ans obere Ende des Dorfes, dort sei ein privates Refuge, dort könnten wir übernachten. |
Wir
wählen den Weg vom Pont du Countet am Fallrohr des
Elekrizitätswerkes entlang hoch zum Pas de L'Arpette, und sind am
frühen Mittag in der Nähe des Refuge des Merveilles.
Die Enttäuschung:
Der Weg durch das Vallee des Merveilles ist offensichtlich umgelegt:
Man kommt an keinen Gravierungen mehr vorbei. Ein- und Ausgang des
Tales sind bewacht. Wir stapfen also hindurch, ziehen hoch auf die
Baisse Valmasque. Der Weg von dort zum Refuge de Valmasque geht sich
unangenehm: Eine Mulattiera, mit großen Steinen gepflastert. Es
ist ein Gehen wie über Bahnschwellen, man muss ständig
hinsehen und kann die
Weite des Schrittes nicht wählen. Kurz vor dem Refuge folgen wir
nicht der Markierung nach rechts sondern gehen geradeaus. Da
geht es zum
Schluss auf Fels steil hinab. Auch hier (wie in Madonne de Fenetre)
junge Leute, die die Hütte betreiben. Auf meine Frage, wie das mit
dem
Reservieren gehen solle ohne Telefon: Man könne ja wieder
absteigen,
wenn die Hütte voll sei. Wir trinken Radler, und dann der
endgültige Abstieg, lang gezogen, auf immer breiterem Forstweg,
die
letzte halbe Stunde auf Asphalt, nach Casterino. Ab dort kurvige Fahrt, das Tal von Tende abwärts, durch gewaltige Schluchten, dann über einen Pass nach Sospel und weiter nach Menton. Gegen 19.00 Uhr sind wir bei Chr.'s Familie. |
Wie gesagt, das Ganze war Luftlinie 30 km vom Meer entfernt. Es gab die Vorstellung, dass wir mit den Kindern von hier aus noch mal in die Berge führen, sind wir aber doch nicht. Nach einem Tag am Meer bin ich dann zum Stundenplan Machen heimgefahren. |
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