Auf den Hausbergen der Cap. Borgna.

Sonntag, wir sind wohl die letzten, die die Hütte verlassen. Geplant sind der Vogorno und der Madone, ein weiterer Eingehtag. Zum Vogorno zeigt kein Wegweiser. Wir steuerten einen Fahrweg an, der nach ca 500 Metern vom Hüttenweg nach rechts abbiegt, westlich, leicht ansteigend, und bei Punkt 1994 endete. (Die Stelle war von der Hütte aus zu sehen). Von hier nordwärts auf dem Ausläufer des von der Btta di Rognoi kommenden Grates. Man sieht den Pfad zum Vogorno schon am Schluss dieses Talbeckens links unter der Felswand. Also achteten wir daraf, als das Gelände steiniger wurde, dass wir nicht durch Felsabbrüche von diesem Talbecken getrennt wurden. Irgendwann gab es plötzlich Markierungen, und wir kamen zur Weggabelung, welche sich auf der 25000 Karte etwa in der Mitte zwischen der Btta Rognoi und dem Punkt 2063 befindet. Ab hier schön durch Gras und Blöcke nordwestlich, leicht steigend schräg der Felswand entgegen und dann unter ihr entlang. Nun in Kolonne mit anderen Gruppen. An einer Stelle Steinschlaggetöse, jemand sagt, er habe sehen können, dass die Steinlawine unseren Pfad weiter vorne gekreuzt habe. Kurz darauf kommt wieder eine Steinlawine, etwa 6 Meter an mir vorbei, und noch knapper an W. Das hätte es sein können! Jemand sagt, Ziegen oben über der Wand hätten das ausgelöst. Ich wundere mich, wieso man den Pfad überhaupt so nah an der Wand entlang führt. Dann geht es, nicht ohne Handeinsatz, in sehr steilem grasig-schrofigem Couloir auf den Südgrat des Vogorno, dort auf breitem Rücken nach oben. Jedesmal denke ich bei diesen Aufstiegen, der Abstieg werde noch unangenehmer sein, aber das ist dann doch zum Glück nie so. Der Gedanke nagt aber immer etwas am Gipfelglück. Es ist kaum ein besserer Aussichtsberg denkbar als der Vogorno(2493). Das hätte schon die Fahrt hierher gelohnt! Unten ein Versuch, den Rundumblick festzuhalten. Die erste Reihe: der Norden, von rechts nach links zu verfolgen (Ost nach West), zweite Reihe der Süden.







Der nach Westen auslaufende Grat trennt das Val Carecchio, mit der Alpe Rognoi dem Vogorno unmittelbar zu Füßen, vom Val Pincasca mit der Alpe Fumegna, dem ersten Etappenziel der VAV. Einsehbar, weil nach Norden verlaufend, das Val d'Agro, durch das ein zivilerer Pfad nach Efra führt.

Der Blick nach Nordosten und Norden zeigt den langen Grat, dem die VAV folgt. Der erste und fast höchste Gipfel im Gratverlauf ist wohl die Poncione di Piotta(2439), die man mit der VAV besteigt.

Die Pyramide rechts: Der Madone (2395).






Südosten: Luganer See.

Lago Maggiore. Vorne der Stausee am Ende des Verzascatales

Man konnte von Viso bis Mont Blanc alles sehen. Jemand zeigte uns das Matterhorn, welches, weil weit hinten liegend, sehr unscheinbar wirkte.



Blick vom Vogorno nach Osten: Die erste Pyramide der Madone, danbach die Kerbe die Btta Gazzane, Start der VAV, dahinter der Uomo, vom Vortag, links des dunklen Grates, der die 'ganze rechte Bildmitte durchläuft, der Passo di Ruscada, und rechts unterhalbals kleine Punkte die Cap. Borgna und der Fahrweg zur Hütte.

Abstieg auf gleichem Weg bis zur oben erwähnten Gabelung, von dort auf einem nicht sehr dicht bezeichneten Weg steig, aber sehr hübsch, durch Gras und Blöcke aufwärts zur Btta di Rognoi. Von dort auf kaum kenntlichem Pfad wenig Höhe verlierend nach Osten und dann Aufstieg zur auf dem Bild erkennbaren Wiesenschräge des Madone. Hier Stein mit Markierung, deutlicher Weg auf den Westgrat, dem man aber nicht lange folgt. Der Weg umgeht die Felsen, indem er wieder in den Südhang quert, und von dort geht es sehr steil in einem Couloir hoch, Schutt und Fels. Oben hat man die Wahl, das Couloir rechts oder links zu verlassen.

Ich habe mich schon oft gefragt, wer denn die Wege, die Halterungen etc. anlegt. Wie viel Kondition und auch Geschwindigkeit, ganz abgesehen von der ungesicherten Kletterei, braucht man dazu! Nun weiß ich es:

Wir waren kaum auf dem Gipfel, als wir zwei Leute unten in der Wiesenschräge sahen. Sie gingen nicht auf dem bezeichneten Weg, sondern gerade in Fallinie hoch durch Schutt und Schrofen. In vielleicht nur 5 Minuten waren die beiden oben bei uns, und hüpften frisch und elastisch von Felsplatte zu Felsplatte, selbst wenn es 20 cm daneben 200 Meter senkrecht runter ging, und waren schon wieder weiter!





Wir versuchten vom Madone aus einen direkten Weg nach Borgna zu finden. Zuerst war da auch ein Pfad, aber weiter unten verlor er sich in den Blaubeerbüschen. Machte nichts, hier konnte man überall gehen. Es war Sonntag Abend. Welch ein Wechsel: Die Hütte war völlig verlassen, wir waren die einzigen. Die Familien hatten prima aufgeräumt und geputzt. Kurz vor Dunkelheit kam doch noch ein Paar, zwei junge deutsche Ärzte, die in der Schweiz arbeiten. Unglaublich: Von einer Flasche Wein bis zum gegrillten Hähnchen, sie hatten eine Unmenge an Vorräten, die Auswahl war auf keinen Fall vom Gewicht der Sachen bestimmt. Wir hatten einen schönen Abend zusammen, sie wollten am Morgen auch die VAV machen. Der Wetterbericht war mäßig.

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