Versuch einer
Wanderung im Apenin
Im Internet fand ich Informationen
zur GEA, der Grande Excursione Apeninica, welche von G.Bracci eingerichtet
worden ist. Sie ist übrigens weitgehend mit dem Hauptwanderweg 00
des CAI identisch, und sie bildet einen Teil des Sentiero Italia.
Internetadressen
zur GEA:
Literatur
(Italienisch) zum Trekking in der Toskana
Unterkünfte
der GEA in Reihenfolge des Weges
Unterkünfte
der GEA alphabetisch, mit Detailangaben
Andere Infos zum Wandern
in Italien:
CAI
Reggio Emilia (nicht so interessant)
Ein
Buch (Deutsch) zum Wandern in Ligurien und Cinque Terre
Im "Panorama" des DAV, Heft April 2001, gibt
es einen Artikel über die Apuanischen Alpen
Literatur:
Der Weg 00 des CAI östlich vom Passo di Futa, also ab Mugello,
ist im Deumling
beschrieben.
Weitere italienische Literatur, siehe Linkliste
.
Für mich ist das folgende Buch von Bietolini/Bracci praktisch
die Bibel der GEA:
Bietolini
A., - Bracci GF., G.E.A. - Grande Escursione Appenninica, Padova 1993.
£ 32.000
Formato 12X21, 150 pagine, foto
a colori e b/n, grafici altimetrici, chilometraggio e tempi di percorrenza,
4 carte topografiche 1:30.00 allegate su due fogli formato 70x100
(sentiero italia)
Das Buch enthält ein Begleitwort von Reinhold Messner, viele Seiten
zu Geschichte, Kultur, Natur, Entstehen der GEA. Vor jedem 5-Tage-Abschnitt
der GEA ist nochmal ein allgemeiner Teil über die jeweilige Region
geschaltet, dann eine kurze Beschreibung des Wegverlaufes, Unterkunftsangaben
etc. Dann das Gleiche nochmal für Mountainbiker. Folge: Das Ganze
ist etwas unhandhabbar, und vor allem: Zu schwer!! Ich wünsche mir
sehr, dass sich Bracci mal einen französichen Topoguide
ansieht, das sind brauchbare Wanderführer! Eigenartig schwer und unhandlich
sind auch die beiden, beidseitig bedruckten "Folien", welche Kartenausschnitte
mit der GEA enthalten.
Achtung: Ich konnte das Buch bei Fetrinelli in Florenz (Auf der Straße
zwischen Dom und Bahnhof) finden, aber musste dann feststellen, dass nur
eine der beiden Folien vorhanden war. Also beim Kauf drauf achten! Man
war darauf sehr kulant, ich konnte das Buch umtauschen. gegen
Recati R., MONTAGNA PISTOIESE TREKKING.
Bologna 1990. £ 30.000. Formato 15X21, 168 pagine, 50 illustrazioni
a colori, 30 grafici con altimetria, chilometraggio e tempi di percorrenza.
Carta a 5 colori formato 70x100 scala 1:30.000.ogr
Dass es sich um ein Buch handelt, hab ich in Florenz nicht gemerkt.
Ich griff eine Karte aus dem Regal, und hab für die den vollen Preis
gezahlt! Also, einmal ein Buch ohne Karte, nun eine Karte ohne Buch.
Nach wie vor kann ich Fetrinelli empfehlen, aber man sollte wissen,
aus wieviel Teilen das Buch besteht, welches man kaufen will! Anscheinend
wird in den Regalen vile geklaut oder durcheinander gebracht....
Ein Versuch, auf der Webseite des Tamari-Verlag
Online zu bestellen, führte erwartungsgemäß nicht zum Erfolg.
Karten:
In den Buchläden in Florenz gibt es Karten 1:25000 : Carta
dei Rifigii e Sentieri, (£8000)
welche das ganze Gebiet abdecken. Nachteil: Sie sind so ungünstig
geschnitten, dass man für eine mehrtägige Tour sehr viele Karten
braucht.
Den Trekkingführern liegen Karten bei: Die "Folien" in Bietolini/Bracci,
und ich erstand wie gesagt die 1:30000 Karte zu Montagna Pistoiese Trekking.
Diese Karte sieht auf den ersten Blick ganz neu aus. Man erkennt dann
aber: Die haben eine ältere topographische Karte genommen, und darein
dick und bunt Wanderwege und Symbole für Wanderinfrastruktur eingetragen.
Insgesamt aber eine recht brauchbare Karte, wenn auch die Informationen
der zugrundeliegenden Originalkarte wegen eigenartiger kursiver Schrifttypen
teilweise schwer zu entnehmen sind.
Ich frage mich, ob es für den Apenin nicht die IGN-Karten gibt
(1:50 000), nach denen wir im Aostatal wandern.
Wetter
Bracci sagt, dass die GEA, zumindest in den höheren Teilen, für
den Sommer konzipiert sei: Schneefrei und offene Poste Tappe. Dem kann
ich nach meinen Erfahrungen nur zustimmen,- ich fand Ostern die GEA bei
Abetone unbegehbar vor.
Busse
Die Berge bei Pistoia werden von der COPIR bedient, deren Büro
ist an der Piazza S.Franscesco in Pistoia, man erhält Informationen
aber auch bei der CAP in der Nähe der Stazione in Florenz. Siehe dazu
hier.
Von mir besuchte Unterkünfte:
Abetone: Ostello della Gioventu (im Ortsteil Boscolungo) 0573/60117
Pian degli Ontani: Albergo Petrucci (***) 0573/673021
Meine Erfahrungen:
Ostersamstag 2001 im Bus von Pistoia
nach Abetone. Schon vor S. Marcello begann ein Schneetreiben, und oben
in Abetone, bei 1300 m, blieb der Schnee liegen. Die Höhen (bis zu
1900 m), auf denen sich hier die GEA bewegt, waren tiefverschneit. Abetone
ist ein Wintersportort! Bei -4 Grad kroch ich zur Jugendherberge. Der Herbergsvater
ist sehr nett. Für nur einen Gast kurvt er 2 Stunden von seiner Wohnung
an der Küste nach Abetone. Die Nacht mit Abendessen und Frühstück
kostete 35 000 Lire. Die große Herberge ist praktisch nicht warm
zu kriegen. Er half mir, für den nächsten Tag einen (schneefreien)
Plan zu machen: 20 Minuten auf der GEA Richtung Westen, dann, nach den
Kletterfelsen mit eingetragenen Routen, auf einem in meiner Karte nicht
eingezeichneten Pfad (Schild: Orto Botanico) ins Tal, dort auf der Asphatstraße
nach links, bachabwärts. Nach ca 1 km stößt das Sträßlein
auf eine größere Straße (Abetone - Pian di Novello), nach
200 m auf dieser sieht man rechts unten eine Brücke über den
Bach (Mulattiera). Hier beginnt der eigentliche Weg, welcher auf meiner
Karte auch eingetragen war. Nach vielleicht 30 Minuten erreichte ich ein
Platteau mit kleineren Felsen, so ein Gebiet, wo im Sommer sicher viel
Picknick gemacht wird. Entsprechend war das Gelände plötzlich
voller Pfade, die alle sehr undeutlich waren, und die auch nicht weit führten.
Markierung gab es keine. Ich konnte nur ahnen, wo auf der Karte ich mich
befand, hab mich an Höhenlinien und Felsabbrüchen, die ich auf
der Karte zu identifizieren meinte, orientiert, und bin tatsächlich
irgendwann wieder auf einen markierten Pfad gestoßen. Dieser gabelte
sich nach wenigen Minuten. Ich probierte zuerst den linken Teil, der ging
anscheinend zu schnell bergab, und drehte zu weit nach links ab. Zurück
zur Gabelung, dem anderen Teil folgend. Der löste sich nach 300 m
in Nichts auf. Keine Markierung, und auch kein eindeutig ausgeprägter
Pfad. Hab in mehreren Richtungen probiert, ob wieder ein deutlicherer Pfad
erschiene. Nichts. Aus Neugierde, wie es wohl oben aussehe, beschloss ich,
maximal 30 Minuten gerade nach oben zu gehen. Es war strahlendes Frostwetter,
noch früh am Tag, den Rückweg würde ich zur Not immer finden,
nur verletzen durfte ich mich nicht,- man würde mich kaum finden..
Also gerade durch den Hangwald bergan. Es war ein Mischwald, wie er in
entsprechender Höhe auch in den Alpen wäre. Nach 15 Minuten traf
ich auf den beschilderten Rand eines Naturreservats, welches auf meiner
Karte eingetragen war. Dieser Grenze folge ich nach links bis zu einer
scharfen Ecke dieses Reservats,- nun konnte ich endlich präzise meine
Position bestimmen, und einen weiteren Weg planen. Einen kleinen Forstweg
steil bergab, und wie gehofft, traf ich so auf meinen eigentlichen Sentiero.
Es gab zwar keine Markierung, aber unter der Skiliftzwischenstation stand
ein Wegweiser: Abetone. Zu gerne wäre ich dem gefolgt, um die Stelle
meines Fehlers zu erkennen. Aber soviel Zeit war nicht,- und ich hatte
ja auch einen schweren Rucksack auf. Ich gelangte so in die Nähe von
Pian di Novella, wobei die Entscheidungen bei Weggabelungen meiner Intuition
überlassen blieben. Nun folgte ich einem breiten Forstweg, gut eine
Stunde lang, der langsam an Höhe gewann. Auf ihm gab es viele Hinweisschilder
für Sommer-Tages-Ausflügler. Keine einzige der bezeichneten Lokalitäten
konnte ich auf meiner Karte identifizieren! Irgendwann gab es zwei Wegweiser:
Nach rechts, den Hang hoch, 2:30 nach Vico (Das liegt über den Grat
hinaus im Nachbartal), nach links runter nach Pian degli Ontani. Ich beschloss,
den Tag maßvoll zu halten, und abzusteigen, es war gegen 16.00 Uhr.
Auch dieser Weg war nicht zu identifizieren: Fostfahrzeuge hatten überall
neue Wege gefurcht, der eigentliche Weg war nicht zu erkennen. In diesem
Fall war mir das aber egal: Nur runter, dann würde man den Ort schon
treffen. So war es auch. Man kam durch mehrere kleine Weiler, die auf immer
tiefer gelegenen kleinen Terassen am Hang klebten. Ich hätte die kleinen,
an Eifelbauernhöfe erinnernden Anwesen gerne fotografiert, aber fand
dies den Besitzern gegenüber nicht nett. Aus einer Mülltonne
quoll das bunte Metallpapier, mit dem die überdimensionalen italienischen
Ostereier eingewickelt sind. Es gab immer wieder schöne Abkürzungen,
so dass ich nicht auf der Teerstraße gehen musste. Ganz unten war
dann das Albergo (es gibt ein zweites im Ort), 65 000 Lire wollte er, trotz
***, für Halbpension haben, günstiger kann es nicht sein!
Prima. Am nächsten Morgen berechnete er für einen Grappa, einen
Espresso und eine halbe Flasche Wein 5000 Lire zusätzlich! Und half
mir, die Abfahrtszeit des Busses herauszufinden.
Nachdem ich mich geduscht und ausgeruht
hatte, sah ich mir den Ort noch an. Bachaufwärts weitere Restaurants,
man lebt hier von Touristen (Traditionell wohl mehr Holz- als Landwirtschaft),
Stil der Gebäude teilweise pseudoalpin, eine Bar hatte Bitburger Pils
(!), an dem unglaublich steil wirkenden Gegenhang musste es einen Wanderweg
nach Pianosinatico geben. Dann bachabwärts, dort war der alte
Ortskern mit Kirche und paar engen Gassen, es wird gerade viel renoviert.
Entgegen meiner Karte gab es hier beim Friedhof einen Wegweiser zum
Wanderweg nach Pianosinatico. Bushaltestelle. Zurück in der Bar meines
Albergo streiten die Männer des Dorfes über Politik. Gesichter,
anscheinend noch nie aus dem engen Bergtal und der Forstarbeit an den steilen
Hängen herausgekommen, unbeleckt von Börse, Globalisierung und
Dollarkurs, werfen Mutmaßungen über Berlusconi und die Welt
da draußen hitzig als Gewissheiten in die Runde.
Dann ein Super Abendessen (Bei jedem
Gang gab es mehrfache Auswahl), Super Bett, und: Strömender, kalter
Regen am nächsten morgen, Nebelschwaden bis ins Tal. Keine Bedingungen
für unsichere Pfade. Autos, die vom Pass herunterkommen, haben eine
Schneekappe auf. Also schneit es zumindest ab 1300 m, damit ist mein Plan
gestorben, auf den Grat (1400 m) aufzusteigen, dort dem Weg Nr 100 des
CAI nach Südosten zu folgen, und dann nach Lima (bei S. Marcello)
abzusteigen, um dann am nächsten Tag auf Hauptwanderwegen von S.Marcello
nach Pracchia zu gehen. Schade, war ein so schöner Ausweichplan.
Bus nach Pistoia. 4 Stunden sind
mehr als genug, Pistoia im Regen kennenzulernen, an einem Ostermontag,
an dem Italien so tot ist wie an keinem anderen Tag. Ich rufe Martha an,
und fahre abends noch mit dem Bus rüber zu ihr nach Montaione.