2008 Tessin: Giro del Campo Tencia-Teil 2



Teil 1
Homepage 5. Tag: Sponda-Rif. Campo Tencia
Teil 3

4. Tag  Über das Brückchen und ein wenig talabwärts auf dem Hüttenweg. Der Einstieg in den Weg nach Rif. Barone fanden wir schwer, ein sumpfiger Grasbuckel mit wenig Markierung, doch dann war am Waldrand auf der orographisch rechten Bachseite ein ausgeprägter Pfad. Unterhalb der Felsbarriere quert man den Bach, man strebt steil aufwärts ihren (in Marschrichtung) linken Rand an. Dort ein aufgeschichtetes Treppchen, und 10 bis 20 m auf schmalem Band, dann ist sie überwunden.

Der Name Campala hat wohl mit der markanten Felsform zu tun.

In der letzten Einengung des Tals vor dem Pass geht man unschwierig in Geröll und Steinblöcken.

Über den Abstieg von der Brocchetta hatte ich im Internet einiges gelesen. Da soll es einen schwierigen Pfad in einem Felsband geben, auf dem man ohne Höhenverlust das Rif. Barone erreicht, alternativ solle man 100 bis 200 m absteigen zur Alm und von da aufsteigen. All das kann ich, nachdem wir dort waren, nicht ganz nachvollziehen. Vermutlich ist eine neue Route zwischen den beiden erwähnten gelegt worden. Man steigt ein wenig steil ab, Haltegriffe geben dabei Vertrauen (Bild u. rechts), und dann im Grashang auf gleicher Höhe, zuletzt muss man ca 50 m aufsteigen zum Rifugio.



Der Rückblick vom Rifugio zum Pass zeigt einen dunkelbraunen Flecken in der Wiese: Dies war ein sehr frischer Erdrutsch, gut 300 m breit, er hatte den Pfad teilweise überquert. Gut, dass jetzt alles ruhig war!! Bei einer so breiten Lawine hätte man keine Chance, zur Seite zu springen.

In Barone war es endlich mal sonnig warm. Wir kochen Spaghetti, und machen gut 2 Stunden Pause. Es waren bis zu 10 Leuten an der Hütte.  Eine Familie kam vom Piz. Barone herab, sie hatten, wie ich von paar Jahren, dort Steinböcke gesehen.


Gegen 15.00 Uhr wohl Aufbruch, Aufstieg zum Lago Barone. Immer noch suchte ich, wo im Geröll am gegenüberliegenden Ufer der Pfad zum Passo Barone sei, schon aus Neugier musste ich diesen Weg mal gehen. Zuerst aber lassen wir die Rucksäcke ab und gehen ohne Gepäck die fast 500 Höhenmeter zum Pizzo Barone.  Das dauert natürlich etwas länger, wir sind nicht mehr gerade frisch. Ich bekomme ziemlichen Stress, ob wir noch genügend Zeit und Kraft haben werden, danach bis Sponda zu gehen. Naja, jedenfalls waren wir oben, haben keine Steinböcke gesehen, leider, dann wieder runter zu den Rucksäcken. Der Pfad auf der anderen Seite ist recht gut gangbar, es rutscht auch wenig Geröll unterm Fuß weg, so dass es mir scheint, dass wir schnell oben sind. Von da auch schöner Blick auf den Lago Barone, das beginnende Abendlicht macht die Farben schön, alles sieht friedlich aus und gerade diese schöne Abendstimmung macht mich nervös.

Die ersten 50 Höhenmeter Abstieg sind ein wenig heikel, dann sind wir an einem weiten Geröll- und Steinblockhang, mit eingestreuten Schneefeldern. Leider mögen meine Begleiter nicht in diesen bequem abwärts gehen. Der Abstieg wird lange. Hier an der Ostseite des Kammes spürt man nun schon die beginnende Dunkelheit, und es geht viel tiefer in die Bachkerbe hinab als ich geahnt hatte. J., unser Jüngster, verliert etwas den Mut, Chr. bleibt mit ihm zurück, während ich mit den beiden Anderen so schnell es geht Richtung Sponda weiterziehe. Was auf der Karte wie ein ebener Weg aussieht, ist natürlich auch von Bachkerben durchbrochen, jede Komplikation lässt mich nervöser werden: Werden die beiden Nachzügler hier überhaupt bei Tagesrestlicht vorbeikommen? Ich mache mir Vorwürfe wegen meiner Planung, auf den Pizzo hätte ich vezichten sollen, dann wäre es ein angemessener Tag mit ca 1200 m Auf- und 740 m Abstieg gewesen. Nun sind aber noch die 500 m des Gipfels hinzugekommen!

ca 21. Uhr: Sponda ist nicht so hübsch. Im Haus geht man eine Treppe hoch. An ihrem Ende im Gang das Waschbecken, keine Dusche. Zwei Aufenthaltsräume. In einem haben andere schon Feuer gemacht, hier ist es warm, hier gesellen wir uns hinzu, beginnen Suppe und Spaghetti zu kochen. Es dauert gar nicht so lang bis Chr. mit J. eintrifft, gut.

Am Nebentisch zwei Tessiner, ca 30 Jahre alt. Sie haben ein richtiges Festessen, und das alles hochgeschleppt: Ein 5-Literfass Bier, eine Flasche Prosecco, Wein, eine Flasche Olivenöl, Kuchen, Braten, Obst, mehrere Gänge ... Unglaublich, was sie geschleppt haben, und sie sind stolz auf die Unmengen Alkohol, den sie verkraften. Morgen wollen sie mit dem stattlichen Gepäck über den etwas heiklen Passo Barone, um im dortigen Rifugio weiterzuprassen...





5. Tag
Wir waren müde vom Vortag, aber das Wetter war klar. Nach meiner Karte sollte der Passo di Ghiacciaione mit 2172 knapp 200 m oberhalb von Sponda liegen. Wir brauchten endlos, die Beine waren schwer. Mich wunderte etwas, dass der Pass zwischen den ca 2700 m hohen Gipfeln der Kette nicht deutlich eingeschnitten war. Oben erfuhr ich dann, dass der Pass gut 2700 m hoch war. Wir waren die  800 Höhenmeter in knapp 2 Stunden gegangen! Trotzdem: Wir waren müde vom Vortag. Natürlich war es mal wieder zu kühl für eine richtig schöne Pause.
Rechts der Blick nach Süden auf den Passo di Piatt. Bei der Via Alta des Verzascatals kommt man von  Cognora aus von Süden zu diesem Pass, und geht dann hinter der rechten Bergkette nach Barone. (Der Weg über den Grat scheint nicht mehr gepflegt zu werden, weil der Stein dort recht brüchig ist). Die linke, sich nach Süden schwingende Kette ist die, über die die VAV verläuft. Der erste hohe Berg ist wohl der Madom Gröss (Diesen Teil bin ich nicht gegangen).  Die Spitze am rechten Ende der Kette könnte der Alnasca oder der Vognorno sein. Die etwas blasse flache Pyramide in der Mitte des Horizonts müsste der Poncione Rosso sein.

Allen, die erwägen, von Cognora aus über den Passo di Piatto und Sponda nach Barone zu gehen ist hier ersichtlich, dass man zwischen dem Pass und Sponda ganz ordentlich absteigen muss.


Unten Panoramablick vom Passo di Ghiacciaione nach Norden zur Levantina. Die weißen Flecken in Bildmitte sind Kreide. Der spitze Gipfel links  wohl die Tre Corni (2953), jedenfalls nordwestlicher Ausläufer des links verdeckten Campo Tencia. Rechts unterhalb dieses Gipfels der Lago Mognoi (2264), unter diesem zeigt ein kleiner schwarzer Pfeil auf das Rifugio. Links vor der Hütte das dunkle Grün ist ein Steilabfall. Der Weg zum Rifugio verläuft oberhalb dieses Steilabfalls. Man kann die Wegführung vom Pass aus sich kaum vorstellen


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Unten in Geröll- und Firnfeldern sahen wir zwei Wanderinnen herumirren. Später begegneten wir ihnen, sie hatten sich ein wenig verrirrt, was bei dem vielen Schnee und den wenigen Spuren auch verständlich war. Der Weg vom Rif. Campo Tencia herüber sei sehr mühsam gewesen. Die steilen Firmfelder wären noch so hart gefroren gewesen, das sie jedes unten herum hätten umgehen müssen, jedesmal an die 100 Meter Ab- und Aufstig im Geröll!

Wir hatten Glück, die Firnfelder waren schon etwas weicher. Mit den Schuhen konnte ich Tritte schlagen. Auf jeden Tritt stampfte ich 3 bis 4 mal. Dennoch war es riskant: Die Jungen hatten keine Stöcke, und unbelehrt traten sie hinter mir meine Tritte instinkt- und gedankenlos wieder schräg. So kam es, dass der Jüngste plötzlich abging. Chr. schaffte es aber, ihn am Rucksack zu halten. Das wäre es gewesen!
Das Foto rechts zeigt den Weg, ich vermute, der Pass ist der lange Sattel am Horizont, es könnte aber auch die Kerbe links der Spitze im Gratverlauf sein. Jedenfalls sieht man, dass es ein langer Abstieg in Geröll ist, und dann quert man unterhalb der Felswand im Geröll die Firnzungen. Der Weg kurvt dann tief in die Kerbe, dann geht es an der grünen Kante des Felsabsturzes, der im Vordergrund endet, entlang. Anscheined kommt man vom Pass nirgends sonst hinunter ins Tal, die "Bucht" unterhalb der Firnzungen zumindest stürzt überall steil ab. Auf der grünen Kante  ist ein Wasserfall zu queren, an dem ein Drahtseil angebracht ist. Irgendwo war dies als schwierigstes Stück des Weges benannt. Wir trafen aber  so wenig Wasser an, dass das Seil nicht wirklich notwendig war.

Zweiter Zwischenfall. Einer der Jungen wurde unter dem T-Shirt von einem Insekt gestochen und warf in Panik seinen Rucksack ab, der prompt 20 m den Hang runterrollte, zum Glück aber deutlich vor dem Felsabsturz liegen blieb.

Gegen 15.00 Uhr in der Hütte. Es war zu kalt, um draußen zu sitzen. Chr. verschwand kurz, und spurtete hoch zum Lago Mognoi. Dazu wäre ich zu müde gewesen. Angenehme Hütte. Wir wurden gefragt, ob wir die beiden Wanderinnen gesehen hätten, und ob sie gut durchgekommen seien.

Am nächsten morgen, als wir frühstückten, beobachteten die Hüttenwirte ebenso ein Ehepaar, welches trotz bedecktem Himmel den Campo Tencia machte. Sie seien schon sehr weit oben...







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