Oberes Mairatal und Ubaye Bericht-Teil 2

Infos




Bericht und Bilder Teil 1
Bericht und Bilder Teil 3
homepage

3. Tag Campo Base (1626) , Stroppia Wasserfall, Col de la Gypiere (2923) Refuge Chambeyron (2626).

Nachts Gewitter. Morgens noch alles nebelverhangen, Wetterbericht unsicher. Ich denke an das wild aussehende Gebirge. Oben am Pass zwischen all den Felsen ein Gewitter wäre nicht schön.
Bei der Planung hatte ich immer gedacht, ob der Weg für die Jungen nicht zu lang sei. Jetzt bin eher ich derjenige, der die Strecken gerne kürzer hätte. Jedenfalls beschließe ich, falls es weiter schlechtes Wetter gibt, direkt über den Gypiere zum Ref. Chambeyron zu gehen. Das ist ein guter Aufstieg, danach aber nur noch 300 m hinab.

Auf der Karte ist der Weg am Wasserfall hoch als schwierig markiert. Das stimmt allenfalls bei Schnee. Er ist breit, Stufen in den Fels geschlagen, Geländer, und entsprechend geht eine ganze Prozession von Wanderern da hoch. Dieser Weg war sicher mal eine Leistung von Bergbauern, die nur so ins Stroppiatal gelangen konnten. Weiter oben wird es einsamer. Der Bach wird mehrmals gequert, irgendwie hat uns der wohl recht bekannte Wasserfall nicht sonderlich beeindruckt. Lag vielleicht an dem grauen Wetter. Plötzlich sieht man das Bivacco Stroppia, wir sind oben!

Nach einer Biegung ein paar hübsche türkisene Bergtümpel, ganz ruhig, aus denen sich der Wassrfall speist. Dann ein grünes Hochtal, bei diesem Wetter, Nebel, schließlich Nieselregen, nicht anheimelnd. So gehen wir glatt durch bis zum Pass.

Fotos: Rechts ein Teil des Wasserfalls.

Unten links: Ende des Aufstiegs zum Stroppiatal: Das Bivacco ist in Sicht.

Unten rechts: Unteres Stroppiatal. Grün und nass. Ein anderer Wanderer in rotem Regencape. Ich glaube, das Foto ist taleinwärts geschossen, obwohl es in Bildmitte erst mal wieder bergab geht. Wenn das stimmt, dann wäre der rechte Gipfel der vernebelten Horizontlinie der Brec du Chambeyron, und links von den Schneefeldern wäre der Ausläufer des Mont Baueria, dahinter, also bei den Schneefeldern, geht es links zum Stroppia-Nubiera-Pass.


Stroppia Fall
Bivacco Stroppia
Unteres Stroppia Tal bei Nieselregen
Colle delle Gippiera

Lac de Neuf Couleurs
Nach 3:20 Stunden sind wir oben. (Jetzt sehe ich: Kein Wunder, dass mir das Gehen schwer fällt, das ist ein Tempo von fast 400 Höhenmetern pro Stunde). Kein Wetter zum Verweilen auf dem Pass. Die beiden Jungen rennen dennoch schnell auf die Anhöhe südlich des Passes, um die 3000 m komplett zu machen. (Den Tete de Frema vorzuschlagen hab ich mich nicht getraut, naja, Aussicht wäre auch keine gewesen.). Es empfiehlt sich, das Foto oben links, vom Pass aus ins Stroppiatal aufgenommen, mit dem gleichen Foto des Folgetages zu vergleichen. So viel macht Wetter aus!

Auf dem Foto (oben links) sieht man in Bildmitte das blaue Bivacco Barenghi. In der Senke davor liegt, auf dem Foto nicht sichtbar, ein kleiner See. Der Kegel in Bildmitte ist wohl der Monte Baueria (2960). Vor ihm geht es links hinab zum Wasserfall. Rechts von ihm ist das obere Stroppiatal. Dorthin anzusteigen, und dann durch den ersten Pass nach rechts (Col de Stroppia, hier nicht einsehbar) nach Frankreich zu wechseln, war mein ursprünglicher Plan gewesen.

Foto oben rechts der Lac de Neuf Couleurs, nördlich des Passes. 5-6 Farben kann man auf dem Foto zählen. Der Weg zum Ref. Chambeyron quert einige Schneefelder, über die man recht geschwind in den eisigen See rutschen könnte, es ist nicht so flach wie das abwärts fotographierte Bild suggeriert.



Landschaft und Wetter werden beim kurzen Abstieg zum Refuge Chambeyron recht schnell freundlicher. Letzteres ist auch gut, denn wir dürfen das Refuge erst ab 17.00 Uhr betreten. Komischerweise kommen mir im Vergleich französische Hütten weniger freundlich vor als italienische. Vermutlich liegt es am Wirtschaftsmodell. Mein Eindruck ist, dass CAF-Hütten zuweilen von Freiwilligen bewirtschaftet werden. Wir essen also zu Mittag an den Tischen vor der Hütte, es ist noch etwas kalt und zugig. Es gibt eine Art Dusche draußen (Gartenschlauch in defektem Blechverschlag ohne Tür). Naja, das Wetter hätte nun doch den ursprünglich geplanten Weg erlaubt. Auch hätten wir das Picknick besser am Seeufer unten mit schönem Blick auf den Brec Chambeyron (3389) veranstaltet als bei der nicht so sehr gepflegten Hütte.
Fotos unten: Rechts: See bei der Hütte (von oben rechts kommt der Pfad vom Col de la Coulette(2774) und links  unten der Brec..
bric




lac


4. Tag Refuge Chambeyron (2626),Col de la Gypiere (2923) Biv. Barenghi (2804), Sentiero Dino Icardi: Lago Finestra, Colle del Infernetto(ca 2780), Laghi dell' Infernetto(2630), Col de Ciaslaras (3011), Col Marinet (2787), Lacs des Marinet (2560), Maljasset(1910)
Anfang der Seite
Ein phantastischer Bergtag! Bei strahlendem Wetter, absolut sicherem Himmel, viele Stunden auf ca 2800 m Höhe. Zuerst wieder an den Seen entlang hoch zum Pass. Das Firnfeld zwischen Pass und Lac des Neuf Couleurs war noch gefroren, wir mussten es oberhalb umgehen. Das Foto unten, wieder das Stroppiatal vom Pass aus aufgenommen, zeigt den absoluten Stimmungsunterschied zum Vortag.. Man sieht das Bivacco in Bildmitte. Von ihm aus führt der Sentiero Dino Icardi über das Schneefeld in den Schatten des Ausläufers der Tete Frema. An Am Ende dieses Grates sieht man das Finestra, ein Spalt im Fels, hier als kleiner heller Fleck zu sehen. Der Grat wird umrundet, und auf der anderen Seite geht man im Prinzip wieder an diesem Frema-Ausläufer entlang nach Norden.
Gypiere2
Beim Bivacco Barenghi brechen gerade zwei Gruppen auf, die dort übernachtet haben. Da sie noch beim Ausfegen und Schlafsackfalten sind, mag ich nicht hineinschauen, aber es scheint ein sauberes Bivacco zu sein. Die eine Partei sind zwei ältere Italiener, sie gehen auch den Dino Icardi, weisen uns darauf hin, dass auch hier die Firnflächen noch nicht begehbar sind ("Gelato!"). Mehrmals müssen wir deshalb nach unten oder oben ausweichen. An der Südspitze des von der Frema kommenden Grates fällt es uns besonders schwer, eine Passage zu finden. Dann hoch zu den Finestra-Seen. Meine Sorge war, bloß vor der Mittagshitze auf dem Ciaslaras zu sein, denn im Internet hatte ich ein Foto des Aufstiegs gesehen: Eine nach Süden ausgerichtete steile Schuttarena, ca 300 m Höhenunterschied, in der sich die Hitze wunderbar stauen kann. Es war aber noch frisch und bestes Wetter. Der "Dino Icardi" ist bestens, gelb und blau markiert.



Foto unten links: Colle dell'Infernetto von Westen. Blick über die Ketten Richtung Col Belluno: Nun sind wir also mitten in diesen "Bedrohlichen" Rippen, und das Wetter ist super. Oben schaut die Spitze des MonVoso heraus.
Die andere Hürde des Tages war der Abstieg vom Infernetto, hier hatte jemand von "technischen Schwierigkeiten" gesprochen.  Vor uns war offensichtlich eine Schafherde da runtergezogen.
Die Rinne ist erst aufgelöste Erde, dann Schutt und dann erst steil, später recht angenehm mit Schnee gefüllt. Der Schnee war nun zum Glück begehbar, sonst wären wir da auch nicht runtergekommen. Das Foto unten rechts zeigt - rechte der beiden Schneerinnen-, den ca 170 m tiefen Abstieg vom Infernetto.
Infern1
Infern2

Anfang der Seite

Val
              Ciaslaras
Foto oben links: Das Val Ciaslaras, die Schuttarena, welche ich nicht in der Mittagshitze bewältigen müssen wollte. Der Pass ist rechts, oberhalb des Schattens und des Schneefeldes. Man sieht auch, dass am Talende der ganze Talboden noch verfirnt ist. Das Foto oben rechts zeigt uns beim Aufstieg in diesem Firn. Am "dunklen" Himmel sieht man, wie hell der Schnee in der Mittagssonne gewesen sein muss.

Schneefeld vor Ciaslaras
AufCiaslaras.jpg

Oben links nun auf dem Pass mit Blick zurück. Man sieht den Firn am Talboden. Hinter der Gratwand, auf die man blickt, müsste das Biv. Barenghi liegen. Auf einer ich glaube italienischen Internetseite wurde ein Weg vom Bivacco hierher auf den Pass beschrieben, welcher diesen Grat unmittelbar überquert, irgendwo muss da eine Kette hängen. Wir hatten diesen Grat an seinem Südende umrundet. Meine Notizen sagen, dass wir etwas mehr als Normzeit gebraucht haben.

Rechts oben Abstieg vom Ciaslaras, wieder ein großes Schneefeld. Man geht nun fast auf gleicher Höhe sehr bequem zum Col Marinet, dort sieht man den See schon, und der Abstieg dorthin ist auch sehr kommod. Am See war dann Zeit für gut 1 1/2 Std. Pause. Das Ufer war recht bevölkert, wir fanden keinen richtigen Schattenplatz, aber man konnte baden.
1000NachCiaslaras.jpg


LacMarinet.jpg maljasset.jpg
Danach schauten wir uns das "Bivacco" an: Eine kleine Hütte, ohne richtige Tür, ohne richtigen Boden, schmutzig wie ein Stall und keinerlei Möbel. Eine Holzpritsche ohne Matrazen.. Das ist kaum als Notunterkunft zu gebrauchen, die Bezeichnung "Bivacco" auf der Karte eine irreführende Übertreibung. Wasser nur am Bach, zu dem man absteigen muss. Wir wollten noch Schatten finden um in Ruhe zu essen, hier war keiner. So gingen wir hinab ins Haupttal, in diesem etwas aufwärts zu einem großen Felsklotz mitten in der Wiese. Hier erst essen und ein wenig schlafen. Dann Abstieg nach Maljasset. (Foto oben rechts).
Maljasset, La Cure: Hier war ich vor über 15 Jahren auf dem GR5 gewesen. Ich hatte den Abend vorher dort angerufen um für uns zu reservieren. Anscheinend hatte ich noch ein wenig italienischen Akzent von dem vorangegangenen Toskanaurlaub. Jedenfalls antwortete man mir am Telefon auf italienisch. Ich dachte, aha, so nah an der Grenze sprechen die eben Italienisch, und hatte alle Mühe, mit meinen paar "Pizzeria-Ausdrücken" zu verhandeln, dass der Hüttenwirt uns am nächsten Morgen nach Foulliouse fahren möge. An der Hütte angekommen stellte sich heraus, dass ich mit einer Polin telefoniert hatte, welche zudem bestens deutsch konnte!! Damals hatte uns das Abendessen sehr beeidruckt.Wolfgang: "Du, wenn dieser Essraum hier mit diesem Essen in Düsseldorf wäre, müssten wir pro Person 200 DM bezahlen!" Am nächsten Morgen war die ganze Sippe schon um 6.00 Uhr in der Küche, um das Mittagessen für 20 erwartete Gäste vorzubereiten.  Paar Jahre später war ich auf der Tour du Queras in der Nähe unterwegs und traf immer wieder Franzosen, welche die Küche von Maljasset lobten.
Nun war es ein junger Hüttenwirt. Es stellte sich heraus, dass er der Sohn des damaligen war, und auch an die Polin erinnerte er sich. Er hat alles sehr gut renoviert, und wir hatten wiederum ein Fest von Abendessen in wunderschönem Ambiente (HP: 32 EUR). Er beriet uns auch gut bezüglich der Wanderwege. Er humpelte: Fuß bei Sturz mit Flugdrachen zertrümmert! An der Wand hing ein Inserat: Verkaufe Flugdrachen mit allem Zubehör.
Am nächsten Morgen wollte er runter nach St. Paul fahren. Gut, dann könnte er uns mitnehmen und uns so paar Kilometer Asphalt ersparen.


Infos
Anfang der Seite



Bericht und Bilder Teil 1
Bericht und Bilder Teil 3
homepage