Seitenende Teil 2 Teil 3 home

Sommer 2001: Alta Via 1 im Aostatal

Tour der Giganten, heißt sie im Bätzing , und gigantisch war es: 11 Tage Wanderung, äußerst abwechslungsreich, was Landschaft und Wetter anbetrifft, und abends immer allerbestes Essen. Der Preis: zwischen 25 und 40 Euro für Halbpension, und das Essen war diesen Preis wirklich wert.

Führer: Frank Rainer Scheck: Die Höhenwege des Aostatals, Verlag der Weitwanderer.
(Dieser Verlag arbeitet nicht mehr. Nach Auskunft des Autors - Juli 2002- kann man ihn unter folgenderr Adresse im Versandhandel beziehen:

ALPINA - Johann Neumann

Postfach 1211
85609 Aschheim bei München
Tel. 089-903 76 55 )

Am 8.4.2008 erreichte mich dazu folgende E-Mail:


in einer Ihrer Tourenbeschreibungen verweisen Sie auch auf den Führer aus dem Verlag der Weitwanderer vom Autor F. R. Scheck "Die Höhenwege des Aostatals". Ich will Ihnen nur zu Ihrer Information mitteilen, daß das Buch bei ALPINA-Buchhandel Aschheim zum Preis von Euro 12,80 weiterhin erhältlich ist.
Auch diese Titel aus dem Verlag der Weitwanderer kann ich noch liefern:
Der Große Walserweg
Der Maximiliansweg
Pyrenäen-Traverse GR 10
Mairatal-Weitwanderweg. Preis je Euro 9,80. Bestellung auch über E-mail möglich:
info(Klammeraffe)alpina-buch.de (Bitte den Klammeraffen durch q ersetzen,- mach ich so, dass die nicht lauter Spam kriegen)

Karten: Angaben hierzu im Scheck. Wir hatten zwei 50 000 er Karten des IGC: Monte Rosa und Monte Bianco. Die waren gut für den Überblick, bei Orientierungsschwierigkeiten halfen sie allerdings selten.
Wetter: Entgegen den allgemeinen Äußerungen, etwa im Scheck, zu Wetter- und Schneebedingungen gab es  2001 Ende Juli noch viel Schnee. Der
Col Malatra war fast unpassierbar. Das Rifugio Vuillermoz Perucca an der Alta Via 3 war ganz geschlossen (Hinweis am Ostende der Staumauer des Lago di Cignana).
 
 
Markierungen: Meist gut. Oft ist statt der AV1 ein mit ihr gleichlaufender lokaler Weg markiert, ist meist im Scheck vermerkt.

Nebenstehenden Stein,  an dem ein Weg von der AV1 abzweigt, fanden wir unterhalb des Col de Tzan. Alles klar? Man untertreibt hier halt ungerne...

Planung: Wir haben zwei Tage länger gebraucht, als im Scheck vorgeschlagen ist. W. legte Wert auf moderate Strecken, ich sollte mich auf den vorgeschlagenen Gipfeln austoben, aber an Tagen mit kurzer Etappe gingen wir meist auch langsam, so dass dazu kaum Zeit war. Insgesamt war unsere Planung aber sehr angemessen (Gehzeiten dem Scheck entnommen):
 
  1. Chemonal (Val Gressoney) zum Bivacco Lateltin (6 h)
  2. Vom Lateltin nach St.Jaques (4-5 h) 
  3. Von St.Jaques nach Cheneil (6 h)
  4. Cheneil über die Grande Balconata zum Rif. Barmasse ( 6 h 30) 
  5. Von Barmasse zum Bivacco Tzan (3 h 30) 
  1. Vom Bivacco Tzan nach Cuney (5 h 30) 
  2. Von Cuney nach Dzovennoz (6 h) 
  3. Von Dzovennoz nach Ollemont (7 h)
  4. Von Ollemont nach Etroubles ( 7 h ) 
  5. Von Cuchepache zum Rif. Bonatti (7 h)
  6. Von Bonatti nach Courmayeur (5 h)

  Seitenanfang
Anreise
Am 13. Juli traf ich W. am Bahnhof von Martigny um 15.00 Uhr. Mit dem Auto über den St.Bernhard ins Lystal. In St.Martin Blick auf die römische Brücke. Im Lystal waren mehrere Häuser und Brücken von einem Hochwasser halb weggerissen. Zelten beim Hotel Stadel, kurz vor St.Jean. Es sollte 13 Euro kosten, nachher war der Wirt mit 10 zufrieden, und das Auto konnten wir auch auf seinem Parkplatz lassen. Im Abendlicht blinkte hoch oben das Bivacco Lateltin.

1.Tag: Vom Val de Gressoney (Lystal) zum Bivacco Lateltin:

Zeltabbauen etc. Besorgungen in St.Jean. In der Post konnte ich den Lageplan des Autos an Martha faxen. Im Fremdenverkehrsamt gab es ein Hüttenverzeichnis (enthält die Telefonnummer des existierenden Rif. Tournalin: Höhe 2534 m, Tel 0125.307003,  37 Plätze, 25.Juni bis 10.Sept. ) und eine Übersichtskarte,- das Fremdenverkehrsamt von Aosta hatte auf meine Anfrage nicht reagiert. Es war also fast Mittag, als wir in Chemonal losgingen, schöner Pfad nach Alpenzu. Der linke Weg an der Gabelung ( Scheck ) war durch ein Hochwasser unpassierbar geworden.

Alpenzu ist schön. Es wäre wirklich eine gute Idee, hierher noch am Anreisetag aufzusteigen. Zur Orientierung dort: Man geht im Ort in der gleichen Richtung weiter, in der man ihn betritt, also nördlich, parallel zur Hangkante. Erst ca 50 m nach dem Ort biegt die AV nach links in den Wiesenhang. Schöne Abwechslung von Alm, Wald und Fels. Dann wird es kahler, und das Wetter wurde immer grauer. Ungemütliche Mittagspause an eine windigen Almruine.
 
 
Oben am Pass war es schon sehr zugezogen, W. blickt hier nach Westen, mehr Aussicht war nicht. Die Laghi de Pinter enthielten noch Eisschollen, und der Zugang zum Pass selbst war durch eine 2 m hohe Schneewächte versperrt, die wir links umgingen.

Es war schon spät, also bald weiter Richtung Bivacco. Meist auf dünner Schuttauflage, noch eine Schneebarriere, gerne sah ich den Weg von der Hangkante nach innen biegen, dachte an einen unangenehmen Abstieg. Die Wolken erschwerten die Orientierung. Als wir an der Wasserstelle waren, sahen wir zwar den Sendemast, hatten aber keine Ahnung, dass das Bivacco so dicht dabei stand.

Der Weg kurvt nach links, das Gelände wird flacher. Im Nebel völlig rätselhaft, wo der Biwack sein soll. W. schlägt vor, dem Weg (Markierungen teilweise unter Schnee, aber Steinmänner) bis zum Grat zu folgen, und tatsächlich finden sich oben reichlich Wegweiser zum Bivacco. Große solide Halbtonne. Alle Gasflaschen leer! W. findet etwas Holzkohle, bringt sie in einem Topf unter heftigem Fächeln zum Glühen. Ich steige ab zur Wasserstelle, und komme gerade zeitig zurück, bevor ein ziemlicher Sturm losbricht. W. hat ein Wunder vollbracht und tatsächlich ein Süppchen kochen können. Inzwischen sind auch 4 junge Italiener angekommen. In der Nacht Gewitter, dass die Tonne nur so rasselt, und etwas Neuschnee.

Seitenanfang
2.Tag: Vom Pinter nach St.Jaques (Ayastal)
Morgens noch böig, dünne, schnell verschwindende Neuschneeschicht, kalt. Trotzdem war der Abstieg nicht so schwierig und exponiert, wie ich befürchtet hatte. Auf dem Weg nach Crest Regen, Gewitter erst unterhalb der Baumgrenze. Vor Crest sind wir in der Hoffnung auf einen warmen Kakao hoch zur Liftstation aufgestiegen. Dort war aber alles geschlossen, wir mussten runter in den alten Ort, dorthin hätten uns die Markierungen einfacher geleitet! Das Rifugio Vieux Crest (im alten Ort, der markierte Weg führt dran vorbei) ist hübsch und komfortabel, wir wärmten uns etwas auf, dann wieder in den Regen, zuerst auf verkrautetem Weg durch den nassen Wald. Der Pfad scheint wenig begangen, an einer Lehmrutsche ist es schwierig, die Fortsetzung gegenüber zu finden. Hinter Souzon gibt es eine Stelle, wo eine Schotterpiste nach rechts bergauf zu einem Ristorante abbiegt, das AV1-Zeichen scheint dorthin zu zeigen, ist aber falsch. Man folgt den Schildern in Richtung Resy, bis die Schotterpiste in Serpentinen bergab geht.

Casale war sehr belegt. Das Abendessen ist in der Tat sehr gut und reichlich, die ganze Alta Via schwärmt davon. Suppe, eine riesige Salatschüssel, Pasta, Fleisch, Käse, Obst, und bei allem wird man mit schönem Stolz genötigt, doch mehr zu nehmen. Wie finanzieren die das bei dem Preis? Schlafräume und Bäder eher einfach und eng. Das Fensterchen war dem heftigen Regen nicht gewachsen, mein Hemd fand ich morgens in einer Pfütze.

Ergänzung April 2005: Per EMail erhielt ich den Hinweis auf ein weiteres Rifugio im Val Ayas: http://www.rifugioferraro.com, 0039 3351345567
0039 0125 307612
Über Qualität und Lage kann ich selbst nichts sagen.
Seitenanfang
3.Tag Von St.Jaques nach Cheneil

 
 
Sonne. Die Täler hauchen nach all dem dunklen Nass erleichtert weiße Nebelfetzen aus. Schöner Beginn durch Wald und Wiesen, Almreste und Steine. Blumen. Und endlich Sicht auf den vergletscherten Hauptkamm, wohl Castor und Pollux, wenn W. auch partout möchte, dass es der »menschenfressende« Lyskamm sei. 

Weiter oben sehen wir das Rifugio Tournalin, wir haben auch Leute gesprochen, die schon voriges Jahr dort übernachtet haben. Jetzt weht eine Flagge da. Wir biegen aber vorher durch die Wiesen und Steinfelder ab zum Pfad, der am Hang gegen Westen schnürt.

Vor dem Col de Nana muss man kurz die Hände gebrauchen. Oben viel Schneereste. Aussicht mäßig, es ist schon zuviel der nassen Erinnerung hochgestiegen, die Bergspitzen liegen in den Wolken. Nach Nana kommt ein zweiter Wiesenpass. Von dort aus Steinböcke auf einem Grat zur Rechten sichtbar. Eine Gruppe älterer Engländer sackt, von Cheneil hochkommend, erschöpft zu Boden. Gestern sind sie bei Gewitter über den Theodulo-Gletscher gekommen, ohne besondere Ausrüstung... Kommentar, lachend: Only the English can be so foolish.
 
 
Kurz oberhalb Cheneil die von mir so geliebte Zirben- und Alpenrosenvegetation. Das Matterhorn ist wolkenverdeckt. Hotel Panorama ist ein eigenartiger Bau aus der Zeit der Frühindustrialisierung, könnte im Bergischen Land stehen. Zimmer und alles gut. Wir haben Zeit zum Waschen und Spazierengehen. In das Tal von Cheneil hab ich mich verliebt, etwa der Blick vom Westrand nach Osten: Der alte Ort, hinten links eine Almsiedlung mit Herden, der sich ruhig schlängelnde Bach, die steingesäumten Wege, das Oratorio am linken Bühnenrand, und der felsige Talabschluss, von Silberfäden überzogen. Die Tagesgäste verschwinden langsam, das weiße Pferd tollt sich am Bach, Kinder und Hunde umspielen ein Gefährt auf dem Weg zum Materiallift.  Idyll.

Seitenanfang
4.Tag: Von Cheneil über die Grande Balconata nach Barmasse

 
 
Klarer Morgen, Matterhorn (Cervino) zu sehen! Der Weg oberhalb des Oratorio ist wunderschön, liebevoll durch Steinpassagen geführt, von der unmittelbaren Umgebung der Füße bis zur Fernsicht ist alles höchst malerisch und abwechslungsreich. Eine Schaupause nach der anderen. Mit dem Fernglas sind die Hütten am Cervino zu erkennen. Auf dem Foto links die Grandes Murailles. Der weiße Fleck im Dunklen ist die Liftstation in Olia. Ab dort weniger schön und teils schwerer zu orientieren, bis es nach Unterqueren der Wasserleitung wieder bunter wird. Auch das Matterhorn zeigt sich ständig anders, ein Cervino-Anbetungstag! 

Den Lago Blu haben wir verpasst. Beim Camperparkplatz unten legt sich W. in die Sonne. Ich gehe nach Cervinia rein, um etwas zu essen und Verpflegung für den übernächsten Biwackabend zu kaufen. Dummerweise ist aber Siesta, bis 15.00 Uhr die Läden zu. Ich kann unmöglich mit leeren Händen zurückkommen. Brot kann ich noch kaufen. In Restaurants frage ich, ob ich etwas aus der Küche kaufen kann, werde aber immer eine Tür weiter verwiesen. Schließlich kann ich dort, wo ich gegessen habe, Tomaten und Zwiebeln erstehen.

Wieder sehr schöner Aufstieg nach der Brücke von La Tola. Zirbenhangwald, Felswände, wundeschöne verschwiegene Wiesenflecken dazwischen, unterhaltsam zu gehen.
 
 
Oben vom Finestra de Cignana aus kann man gegenüber den Weg des Vormittags sehen, das Gebiet von Olia und auch die Bergketten dahinter. Das Valtournenche ist auf dem Foto eine übersehbare Kerbe. 

Nach Westen (gegen das Nachmittagslicht) Einblick in den Weg über den Col de Fort, die Spitze in der Mitte ist die Punta de Tzan.

Von unten kommt in langer Kette eine Jugendgruppe hoch (vermutlich unterwegs zu den Salesianern). Einige haben (cool-) Turnschuhe mit offenen Schnürsenkeln: Es geht gleich auf schmalem Pfad an steilem Hang bergab!

Das Rifugio Barmasse erhält im Scheck schlechte Noten. Tatsächlich zählt W. beim Eintreffen 9 Verbotsschilder. An der Türe: No Doccia, No Telefono! Und das bei der mit 77000 Lire (38 Euro) bisher teuersten Übernachtung. Ein Waschbecken tut es auch. Das Abendessen stimmt uns dann milde: Alles ist exquisit und mit Liebe zum Detail zubereitet. Und die alten Damen zeigen sich durchaus ansprechbar, wenn man mit der Freundlichkeit anfängt. So können wir in der Summe Scheck nicht zustimmen. In Barmasse kommen wir auch mit dem Paar aus Bergisch Gladbach ins Gespräch, die wir schon im Panorama gesehen hatten. Sie sind schon sehr sehr viel auf der GTA und hier im Aostatal gewandert.
 
Seitenanfang Teil 2 Teil 3 home