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3. Tag.
 
Strahlender Morgen am Bivacco. Ich steige etliche Höhenmeter ab, um die Kanister aufzufüllen. Als Belohnung auf dem Rückweg ein Steinbock auf nahem Fels, gestochen scharf gegen den blauen Himmel abgehoben. 

Bevor wir alles gepackt hatten, kam ein Parkwächter zu uns aufgestiegen. Einer der drei Holländer sei vor zwei Wochen tödlich vom Herbetet-Ostgrat abgestürtzt, nun habe seine Familie um Zusendung seines Schlafsackes und seines Seiles gebeten, die noch in der Hütte sein sollten. Es fand sich aber leider nichts, was dem Wärter peinlich war,- und er war umsonst von Valnotey aufgestiegen.

Die Vegetation sei dieses Jahr völlig durcheinander, nach paar sehr heißen Tagen Anfang Juni, Nullgradgrenze auf 4000m sei die Temperatur plötzlich gefallen, null Grad auf 2000m und Schnee auf der Herbetet Alpe! Der Enzian, der hier jetzt Ende Juli  neben dem Bivacco blühe, sei sonst die erste Blume nach der Schneeschmelze. Für die Bergtouristen werde nicht genug getan, Karten und Markierungen seien schlecht, das Parkpersonal könne keine Fremdsprachen etc. Auf „seiner“ Seite war allerdings hervorragend markiert. Er meinte, wir sollten uns in Cogne erkundigen, wie schwierig der Abstieg von Ciardoneygletscher sei, den wir in paar Tagen vor uns hatten. Ja, die meisten unserer nächsten Übergänge seien so unangenehm wie der Herbetet Nord.

Mit diesen Infos stiegen wir ab, sahen den Wärter noch lange am Bivacco stehen, dennoch holte er uns noch vor der Herbetet-Alpe ein. Bei diesem Abstieg begannen die Knieschmerzen stärker zu werden. Wolfgang wollte sich nach dem anstrengenden gestrigen Tag schonen und direkt nach Valnotey absteigen. Ich wollte auf jeden Fall den Balkon zum Rif. Sella (AV4) gehen, um zu sehen, wie ich mit den ausgesetzten Stellen klar käme. Auch hatte mich vor Jahren der vom Rif. Sella nach Süden gehende Pfad gelockt.
 
 
Um 16.00 Uhr wollten wir uns in Cogne treffen. W. hatte recht, landschaftlich ist der Balkon nicht berauschend, wenn man das Valnoteytal schon kennt. Alleine gehend fand ich ein paar Stellen ein wenig kitzlig, aber es hielt sich deutlich in Grenzen. Das Foto rechts zeigt nochmal den Talschluss, im Vordergrund rechts der rotbraune Fleck ist der Pfad. 

Die Knieschmerzen nahmen sehr zu. Ausgerechnet das letzte, eigentlich flache Stück vor Sella auf der „Jagdmulattiera“ wurde zur Qual. Schön der Erinnerungsblick (kein Foto)  rüber zum Col Lausson, ist ein beachtlicher Pass.

Foto eines hübschen kleinen Sees, dann zum Rifugio, das mal wieder den Eindruck eines hektisch-unpersönlichen Massenbetriebs machte. Kurze Pause dort in der Bar, dann musste ich wohl oder über zum Abstieg loshumpeln, es dabei erdulden, dass mich auch alle überholten, bei steilen Schritten abwärts wusste ich kaum, wie die Füße setzen. 
In Valnotey stoppte eine Familie aus Rom, ich passte kaum mit Rucksack in das Auto, aber sie waren sehr freundlich. Immer öfter höre ich von Italienern, dass sie im Urlaub nach Deutschland fahren wollen.
In Cogne stieß ich sofort auf W., und, noch besser, auf unsere Freunde, die mit Auto aus Pont gekommen waren und uns, mein Knie war so geschwollen, dass an ein Weitergehen nicht zu denken war, nach dort zum Campingplatz mitnehmen konnten.

Das nebenstehende Foto zeigt nicht nur W. beim Frühstückmachen und meinen kleinen Nachbarn Jost K., sondern über dem Talschluss eine weiße Wolke, die den Horizont scheinbar um ein riesiges nach links aufsteigendes Schneefeld erhöht. Der Unterschied wird im Vergleich mit diesem Foto sichtbar.

Das Wetter blieb noch etliche Tage schön,- es wären die optimalen Bedingungen für unsere Tour gewesen!

W. entschied sich, die AV 2 von Thuiles aus zu gehen, über Col de Planaval und Col de Fenetre. Er berichtet (Als Ergänzung zum Scheck gedacht):
Planaval-Pass: Das Randeis des Chateau Blanc-Gletschers hatte (Juli 2002) nur eine dünne Firnauflage, und zum Teil wies der steile Abstieg Blankeispassagen auf. Hier nützt unter solchen Umständen das bloße „Mitführen“ von Steigeisen wenig, wenn man nicht einigermaßen mit Steigeisentechnik vertraut ist. So kehrte denn auch eine Gruppe französischer Weitwanderer, mit Pickel und Steigeisen ausgerüstet, auf der Passhöhe um und ging zum Rif. Deffeyes zurück.

Hotel Paramount in Planaval: Die Dependence ist inzwischen aufgelassen! Aber Weitwanderer bekommen ein sehr komfortables Zimmer mit Bad, Halbpension (prima) zm Randonneur-Preis von 40 Euro (Einzelzimmerpreis).

Vallona del Bouc: „Ab 2600m wird der Pfad schlechter, er....“ Durch die Blockfelder an der orographisch rechten Talseite ist inzwischen ein sehr bequem begehbarer Weg aus plattigem Gestein gebahnt worden. Der Pfad im Abstieg war zum Teil durch Murenabgänge unterbrochen.

Rhemes Notre Dame/ Bruil: Hier gibt es im Hotel „Chez Linde“, Tel 0165-936103, ein recht komfortables Dortoir mit 6 Betten. Für ein ganz ausgezeichnetes Frühstück und ein gutes Vier-Gang-Menu (HP) zahlte ich nur 34 Euro, ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis!

W. Hatte vor, bis Pont zu gehen, und dann alleine den Paradiso zu besteigen, aber so lange hielt das gute Wetter nicht an.
 
 


Ich kurierte ein paar Tage mein Knie auf dem Campingplatz,- der Platzwart brachte mir seine Kühlakkus! Dann fuhr ich nach Courmayeur ins Hotel zu meiner Frau. Zwei kleine Rekonvaleszens-Halbtagestouren hab ich noch gemacht:
 

Pont - Gran Collet Pass - Nivolettal-Pont (Dabei einen griechischen Alpinisten getroffen).

Beim Aufstieg ein großes Gemsenrudel mit Fernglas bewundert. Foto des Gran Paradiso vom Gran Collet aus,- man sieht vor allem den dramatischen Gletscherschwund in Form von nun leeren Moränenbecken, wenn man sich das Foto vergrößert anschaut, erkennt man als kleinen hellen Punkt in der Bildmitte das Rif. Emanuele und den von Pont zum Rifugio aufsteigenden Pfad. 

Das Nivolettal ist laut Karte flach und langweilig. Mir gefiel der Landschaftswechsel. Farben wie in Schottland, ganz unterschiedliche Gras- und Hochmoorflächen am mäandrierenden Bach. Das Foto ist vom unteren Talende aus talaufwärts aufgenommen. An dieser Stelle beginnt der wunderschöne Abbruch zum Valsavarenche, die von mir so geliebte Mischung von Fels, Zirben, Gras Blumen und Wasser. 

Und
 
 
Von Courmayeur-Dolonne aus Klettersteig auf den Mont Chetif, Abstieg über Pra Neiron und Pra Checroui. 

Den Klettersteig empfand ich als leicht (zum Glück). Es war noch recht früh, als ich oben ankam, und ich erschrak etwas, weil auf dem Gipfel eine einsam finstere Gestalt stand,- es ist die Gipfelmadonna.
Sehr schön der Blick auf den Miage-Gletscher im Val Veny, und wiederum sehr schöne Fels-Zirbenumgebung. Überhaupt hat mich vor allem der Abstieg bis ab Pra Neiron angenehm überrascht: Weitaus länger, interessanter und steiler als ich erwartet hatte. 

Bleibt die Frage, ob mein Knie wieder so wird, dass ich das hier fortsetzen kann.

Noch eine Bemerkung: Mit meiner Frau fuhr ich abschließend nach Rimella (gta). Der Weg dorthin ist mit dem Auto wahrlich abenteuerlicher als zu Fuß! Kurzer Abstecher ins Fobello (gta), dort Wanderer mitgenommen, die das letzte Stück der Tagesetappe auf Asphalt treten. Ich erzählte ihnen, was für eine Unterkunft sie erwarte,- bis sie sagten: Sind Sie der mit der Webseite? Ich hatte wohl genauso erzählt, wie es hier steht...
 
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