Mittwoch: Von Cap. Ossola 1418 m nach Brione 756 m („halber Ruhetag“).
Das Tal ist wunderschön, je 100 m könnte man sich als nicht zu übertreffenden Park denken. Dann wird es enger. In einigen Steilstufen verlieren wir gut an Höhe. Der Bach rauscht nun wieder mächtig. Es gab ja auch noch kleinere Schneeflecken oben am Nordhang. Schließlich eine Brücke über den Bach, von dort aus die blaue Wasserkuhle (Foto) aufgenommen, die in Wirklichkeit noch viel blauer war, und am oberen Ende durch einen 3 m hohen Wasserfall gespeist. Bald nach der Brücke die ersten Häuser, und nach 20 Minuten beginnt der Fahrweg, der auf den letzten Kilometern vor Brione asphaltiert ist. Nicht sehr angenehm in der beginnenden Mittagshitze. Wir finden ein Privatquartier bei einem alten Ehepaar. Das Haus sieht sehr groß aus, es sind aber auf jeder Etage nur zwei mittelgroße Zimmer, alles ist übereinander, man ist ständig auf der schönen Natursteintreppe unterwegs. Ich wasche meine Sachen, was Chr. Bereits in Sonogno gemacht hat. Einkäufe für die letzte Hüttenübernachtung. |
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Dann telefoniert Chr. seine Familie herbei, und mit dem Auto fahren wir zurück ins Osuratal, baden genau in dem Gumpen an der Brücke. Das heißt, zunächst ist uns das Wasser zu kalt, und aus dem Gumpen kommt man kaum ohne Hilfe von außen heraus, denn die Steine sind sehr glatt und abgeschrägt! Nach einigem Üben in flacheren und somit etwas wärmeren Stellen geht es aber auch hier in diesem phantastischen Blau. Abendessen in einer (der) Pizzeria. Gewitter während des Essens. Soll doch bloß alles runterkommen, bevor wir morgen wieder einen langen Tag haben.
Donnerstag. Von Brione 756 m über Poncione d'Alnasca 2301 m und Alpe Mazer 2100 m, Bassa di Motto 2274 m und Btta della Scaiee 2457 m nach Cap. Efra 2039 m.
Da uns der Aufstieg von 1500 m zur Btta Muggaia so schwer gefallen
war, hatte ich Bedenken, ob ich uns diesen Mammuttag mit fast
1900m Aufstieg zumuten könnte. Wir sind aber doch los, gegen
8.30. Unsere Wirtsleute erzählten, oben an der Alpe Alnasca
wäre nun ein Gebäude als Rifugio eingerichtet.
1 km auf
der Landstraße talaufwärts, über die Drahtseilbrücke zum
Weiler Alnasca, dort sofort in den Wald und steil hoch.
Laubwald. Sehr steiler Weg, den man lieber hoch als runter geht.
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Wir haben noch Schatten, es ist knapp vor
8.00 Uhr, so geht es sich gut. Der Weg verläuft schließlich auf
einer Nase, alle 300 Höhenmeter gibt es ein Häuschen,- war
früher alles Wirtschaftsgelände. Wir untersuchen jedes, ob es
besagtes Rifugio sein könnte. Aber alle sind zwar renoviert
aber verschlossen. Bei Piode 1535 m haben wir zum erstem Mal etwas
Ausblick von der Terrasse vor dem Häuschen. Der Blick (Foto oben
links) geht nach Westen ins Ossura-Tal. |
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Wir deponieren die Rucksäcke, und steigen auf den Poncione d'Alnasca, der von allen Seiten wie eine unbegehbare Pyramide aussieht, aber von hier aus tatsächlich fast ganz ohne Handeinsatz zu erreichen ist.
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Der Gipfel steht recht exponiert über
den Verzascatal. Im Südosten (Bild oben von rechts nach links)
der markante Poncione Rosso. Dann die lange Gratkette, welche
genau die zweite Etappe der Via
Alta ausmacht, die ich mit W. letztes Jahr gegangen bin: Cima
di Bri, Cima de Rierna und links der Gagnone mit der Btta della
Scaiee. Unser Weg heute wird den Grat im Vordergrund in
irgendeiner Lücke von links nach rechts queren, und dann an der
auf diesem Foto einsehbaren Ostseite verlaufen. Die große
Grasfläche rechts unterhalb des Gagnose ist die Alm Mazer. Nach
dieser, vermutlich im Sattel nach der höchsten Erhebung des
Grates, werden wir wieder auf seine Westseite kommen, und von
dort zur Btta delle Scaiee. Mit anderen Worten: Wir
bleiben gut 2 Stunden auf etwa 2100 m Höhe, und kurz vor Efra
nochmal 2400 m hoch. Das sieht nach einem bequemen Weg aus. Aber
das Wetter: Der Himmel ist blau, aber überall türmen sich
weiße Wolken auf. Die beiden Walliserinnen, die wir auf dem
Gipfel treffen, sind heute morgen bereits von Efra hergekommen.
Das sei ein wildes Gebirge hier, meinen sie. Und Gewitter werde es
sicher geben. Sie haben ja nur noch abzusteigen,- allerdings wie
gesagt kein bequemer Abstieg. Wir haben den höchsten Punkt des
Tages noch vor uns. |
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Nach der Bassa di Motto wird das Wetter
immer schlechter. Schließlich grummelt es an drei Seiten
zugleich. Unser Pfad verläuft 20 bis 80 m unterhalb des etwa 2300
m hohen Grates. Es beginnt zu tröpfeln. Ich hülle mit ins
Regencape, schlage vor, dass wir den Regen und das Unwetter
abwarten. Nach 10 Minuten hört es aber auf zu tröpfeln. Blitze
und Donner überall, nur nicht bei uns. Also gehen wir weiter.
Allerdings befolgen wir Lorenzos Rat nicht, noch eben nach rechts
frei Schnauze auf den Gagnone zu steigen. Von dort auf steinigem
Grat hinunter zur Btta wäre bei dieser Gewitterdrohung wirklich
nicht ratsam. Unterhalb der Btta eine dick markierte Weggabelung,-
hier kommt ein Weg von Gerra aus hoch. |
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In der Capana Efra herrscht grußer Trubel: Eine 20 köpfige Pfadfindergruppe, Großstadtkinder aus Luzern. Zum Glück gibt es noch Platz für uns. Wir versäumen nicht, die Dusche (Bergbachtemperatur) zu benutzen. Ein Tessiner mit Labradorhund kommt in die Hütte. Er hat ein Zelt 50 m weiter oben. Er sei der Hüttenwart. Da sonst nur die Pfadfindergruppe da ist, sitzen wir beim Abendessen mit ihm zusammen, und nachdem wir ihm von unserem Wein angeboten haben, überhäuft er uns mit Köstlichkeiten, die herbeizuschaffen er mehrmals durch den Regen zu einer 100 m entfernten Hütte geht. Uns kommt das sehr gelegen. Wir haben Mordshunger, und die Befriedigung, diesen großen Tag mit Leichtigkeit geschafft zu haben, hebt die Feierstimmung. Die eine Linsentüte, die wir haben, ist schnell verzehrt. Wir nehmen aus den Vorräten der Hütte noch Spaghetti, die mit sehr gutem Käse und Wurst und Speck des Hüttenwarts angereichert vorzüglich schmecken. Und die Retour zu dem einen Glas Wein ist gleich eine ganze Flasche... Er ist für ein paar Wochen hier oben. Die Cap. Efra scheint so überlaufen zu sein, dass dort mehr Präsenz seitens des Vereines angesagt ist.
Freitag. Von der Cap. Efra 2039m auf die Cima d'Efra 2485 m nach Frasco 885 m und dann Heimfahrt nach Krefeld
Abstiegs- und Abreisetag. Vorher wollen wir noch ein wenig spazierengehen hier oben. Die Idee, etwa eine Stunde lang der VAV zu folgen, und dann zurück zur Hütte. Es zeigt sich aber, dass die VAV sehr lange auf gleicher Höhe verläuft, so dass wir in einer Stunde nichts erleben würden. So schlagen wir uns einfach weglos nach rechts in den Hang, steigen Steilstufe nach Steilstufe hoch, treffen auf eine Wegmarkierung, der wir folgen, und die, wie wir bald vermuten, zur Cima d'Efra führt.
Vor dem Gipfel an seiner Westseite ein
Plateau voller Schafe, die wohl hier übernachten. Dann geht es im
Schutt auf einen kleinen Sattel im Grat (Foto rechts), und wie man
sieht von dort sehr steil mit Handeinsatz hoch, und zwar an der
linken, der Ostseite des Gipfels. Wir lassen die Stöcke auf dem
Sattel. Der Pfad oder die Stufen sind etwa 30 cm breit, es ist
also nicht schwierig, aber kein Wanderweg mehr, für mich
gewöhnungsbedürftig. Wie immer in solchen Fällen verdirbt mir
der Gedanke an den Abstieg die Gipfellaune, während Chr. Sich
unbändig freut. (Foto unten rechts auf dem Gipfel). |
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Gegen 13.00 Uhr sind wir in Frasco,
werden dort von Chr.'s Familie abgeholt, nach kurzem Bad im Bach bei
Brione dann Heimfahrt.
Fazit: Schön, aber gut 2 Tage zu kurz.